http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0199
chens mit Noten wiedergegeben) vertont hat. Von Ida Preusch-Müller (* 1889 in Kandern)
gibt es zwei Mundangedichte ("An Hebel"), von Otto Reinacher aus Brombach das "Muet-
ter'-Gedicht und von dem vielzitierten Max Rieple (aus Donaueschingen) das Hochdeutsch
-Gedicht 'Hebels Heimat". Die gebürtige Oberelsässerin Lina Ritter(Potyka) schrieb
seinerzeit bereits für die "Markgrafschaft" die Kurzerzählung 'Auf der Straße": der gebürtige
Heidelberger Friedrich Roth widmet Hebel das Gedicht 'An Hebel 1951*. Die uns
bekannte Hedwig Salm ist mit drei Mundartgedichten vertreten ("Spruch / D' Wiisebruck /
Haimet"): der "Bodensee-Dichter" Paul Sattele bringt einige Hochdeutsch- und einige
Mundartgedichte. Der 'Anekdoten-Schäfer' (= Wilhelm Schäfer, * 1868 im Hessischen) ist
mit einer Hebelbetrachtung vertreten, der Freiburger Franz Schneller erzählt 'Auch ich war
in Arkadien" (= das Markgräflerland). der Berliner und Bodensee-Wahlheimatler Wilhelm
von Scholz schrieb über "Johann Peter Hebels Rang* und fügt zwei schon ehemals in seinen
"Lebensjahren" veröffentlichte Gedichte bei. Emanuel Stickelberger (* 1884 in Basel) steuert
das Gedicht 'S Dotevolk im Minschter' bei (bis dahin nur in einem Privatdruck veröffentlicht
). Es folgt das hübsche Prosastück der Juliane (nicht Juliana) von Stockhausen:
"Alemannische Melodie"; danach (nach einem Gedicht von Karl Willy Straub) gibt es die
"Liebeserklärung* von Friedrich Franz von Unruh (1893 in Berlin geboren, lebte lange Jahre
in Merzhausen bei Freiburg): möglicherweise im alemannischen Raum angesiedelt. Elisabeth
Walter (aus Kippenheimweiler bei Lahr, bekannt geworden mit ihren Jugendbüchern
"Schmiedledick" und 'Madleen kann nichts wissen") hat zwei Hochdeutsch-Gedichte eingerückt
: Heinrich Weis (aus Hirschhorn am Neckar gebürtig) schrieb die Prosa 'Geborgen im
eigenen Haus", gefolgt von dem Mundartgedicht 'My Chinderland" von Fritz Wolfsberger
(* 1902 in Müllheim) und von der Gedichtbetrachtung 'Der Wächter in der Mitternacht*
von Reinhold Zumtobel. einem gebürtigen Hausener (dem Büchlein 'Mit Hebel in der
Heimat' entnommen).
Soweit, soviel. Ja. es wurde viel hineingepackt in diesen Hebelkranz, ohne daß das
Ganze satztechnisch überladen oder kompreß wirken würde. Daß es Unterschiedliches
darin gibt, beweist schon die Fülle des Ausgewählten. Bedenkt man. daß bis dahin erst ein
Dutzend Jahre seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und noch nicht einmal ein
Halbdutzend Jahre seit dem Kriegsende über Land gezogen waren, so ist es erstaunlich,
was sich da so alles tat. Zwar haben mehrere Generationen daran mitgearbeitet, doch den
Grundtenor gaben die vor der Jahrhundertwende Geborenen an. Daß die Mehrzahl der
Beiträger dieser Anthologie inzwischen verstorben ist. bedarf keines Bew eises. So gesehen,
hat das Bändchen bereits einen historischen und dazu einen ansehnlichen Dokumentationscharakter
. Die seinerzeitige Kritik hatte das auch erkannt; so sprach u.a. der damalige
Chefredakteur der 'Badischen Zeitung' (Dr. Rupert Gießler, dem Verfasser dieses Beitrages
noch persönlich bekannt als ein integrer Redakteur der 'Ersten Stunde") von einer
'Rühmung Johann Peter Hebels". Allerdings konstatierte Gießler bereits damals, daß „das
Niveau der Beiträge zu ungleich" sei. aber eben trotz allem ..sehr anerkennensw ert" hervorgehoben
w erden von Gießler vor allem Traugott Meyer und Lina Kromer sowie Huggenber-
ger und E. Meckel, auch die Stockhausen sowie Altwegg - fehlen täte u.a. Emil Strauß und
H.E. Busse (aus politischen Gründen damals diffizil) und vielleicht auch Anton Fendrich.
Solcher Zeitkritik kann auch vom heutigen Standpunkt durchaus zugestimmt werden.
Doch die Verdienste dieser Publikationen wiegen das bei weitem auf: abgesehen von den
recherchierenden und redaktionellen Mühen war das Ganze zum damaligen Zeitpunkt zumindest
eine gute Tat für die Dichtung und Literatur im Regionalen wie im Überregionalen.
Und dankbar wird man auch werten, daß die vielseitigen Bemühungen keinesfalls ins
Politische oder allzu Zeitverhaftete abgeglitten sind.
Helmut Bender
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