Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 61
(PDF, 30 MB)
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die Skulptur. Die Themen erscheinen spontan, oft verblüffend, (..einer der zusieht,
wie ein anderer stirbt", oder: ..Ich bin die Gerechtigkeit mit dem Backsteinröck-
chen"). teilweise wie Gedankenblitze oder Momentaufnahmen ihrer augenblicklichen
Stimmung. Faszinierend ist immer die Sicherheit und die Lockerheit, mit der
sie ihre Zeichnungen, damals überwiegend in Tusche, aufs Papier wirft. Auch ihre
Träume beeinflußten stark ihr künstlerisches Schaffen, das trotz aller Eigenständigkeit
oft surrealistische Züge trägt.

Die langandauernde große Krise

Die fast zur Legende gewordenen ersten Pariser Jahre waren für Meret Oppenheim
wichtig, so schreibt es ihre Biographin. weil sie sie in ihrer freiheitlichen
Lebenshaltung bestätigten. Doch noch in Paris begann Meret unter Depressionen
zu leiden, die sich später noch verstärken und sie in eine länger andauernde Krise
stürzen sollten. Vielleicht ist ihr 1933 entstandenes Werk „Dann leben wir eben
später" Ausdruck einer Ahnung des kommenden Zustands. Geldsorgen kamen
darüber hinaus auf Meret zu. als ihr Vater 1936 seine Arztpraxis in Steinen schließen
mußte. In der Schweiz erhielt er keine Niederlassungserlaubnis, so daß die
Familie vom Vermögen der Großmutter leben mußte. Mit Entwürfen für Modeschmuck
und Accessoires versuchte Meret, sich über Wasser zu halten. In dieser
Zeit gelang ihr ganz unerw artet ein Coup, der sie auf einen Schlag berühmt machen
sollte: Sie kreierte das Objekt ..Pelzfrühstück", indem sie eine Tasse, einen
Teller und einen Löffel mit dem Fell einer chinesischen Gazelle überzog. Die Idee
dazu entstammte einer launischen Plauderei mit Picasso und Dora Maar im Cafe
de Flore. Das ..Dejeuner en fourrure" wurde auf einer Ausstellung surrealistischer
Objekte gezeigt und von Alfred Barr jr. für die Sammlung des „Museums of
Modern Art" in New York erworben. „Die Pelztasse" machte in Amerika großen
Eindruck und wurde in vielen Zeitungen abgebildet. Die Künstlerin war über den
Ruhm, zu dem sie deshalb kam. nicht so sehr froh, da ihr künstlerisches Schaffen
in der Öffentlichkeit lange Zeit darauf reduziert wurde.

Zurück in der Schweiz - Ehefrau in Bern

1937 kehrte Meret Oppenheim in die Schweiz, nach Basel, zurück. Ihre Depressionen
hatten sich verstärkt. Sie stellte sich immer mehr selbst in Frage. Anlaß
dazu sei nicht die Reaktion der Umwelt auf ihr künstlerisches Schaffen gewesen,
erklärt sie später, sondern: „es war mir vielmehr, als würde die jahrtausendealte
Diskriminierung der Frau auf meinen Schultern lasten, als ein in mir steckendes
Gefühl der Minderwertigkeit." Die im jugendlichen Überschwang gelebte Freiheit
wollte nachträglich erworben werden.

Nach wie vor lasteten Geldsorgen auf ihr. Sie lebte in einem kleinen Zimmer im
Haus ihrer Großeltern im Klingental. In der Allgemeinen Gewerbeschule in Basel
wollte sie jetzt das Handwerk noch einmal „richtig" lernen. Außerdem arbeitete

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