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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 1.1997
Seite: 20
(PDF, 28 MB)
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Auf dem Eßtisch aus massivem Holz waren Trinkgefäße, das Salzfaß und Holzlöffel
zu sehen. Der Bauer trug sein Messer regelmäßig bei sich und brachte es
zum Essen mit. Die Gabel erschien bei Tisch erst Ende des 17. Jahrhunderts, wie
uns O. Borst in seinem "Alltagsleben im Mittelalter" berichtet. Lange Zeit haben
sowohl Ritter wie Bauern mit den Fingern gegessen. Gab es Suppe oder Brei,
wurde die gemeinsame Schüssel herumgereicht, wie das in Schwarzwaldhöfen bis
in unser Jahrhundert hinein noch anzutreffen war. Die Zwiebel galt als Gewürz für
die einfachen Leute. Küchenkräuter lieferte der Hausgarten reichlich, und Essig
und Öl zum Abschmecken waren ebenfalls vorhanden. Honig diente als Zuckerersatz
. Abgesehen vom Vitaminmangel während der Winterszeit war die Ernährung
recht gesund, wenn auch bescheiden. Übrigens: Der Wein konnte damals nur mit
starken Gewürzen haltbar gemacht werden.

Feste und Feiern

So schwer und entbehrungsreich der bäuerliche Alltag im Mittelalter auch gewesen
sein mag. die anstehenden Festtage wurden um so ausgelassener gefeiert. Sie bildeten
den Ausgleich für die langen Wochen unvorstellbar harter körperlicher Anstrengungen
. Da waren die kirchlichen Feiertage, die vor der Reformation besonders reichlich
anfielen. Die Bauernbilder, von Pieter Breughel d.Ä. um 1560 gemalt, führen uns das
bunte Treiben eines Kirchweihfestes plastisch vor Augen. Die Dorfstraße wird zum
Tanzplatz. An schweren, klobigen Tischen sitzen Zecher. Tänzer drehen und hüpfen
umher: Alte, Junge. Kinder. Männlein und Weiblein treiben ihr ausgelassenes Spiel.
"Üppigen Mutes sind sie alle", schreibt schon Neidhart von Reuental im 13. Jahrhundert
. Dies galt vor allem fürs Hochzeitsfest, bei dem sich die Bauern oft dermaßen
verschuldeten, daß sie noch Jahre danach daran zu knabbern hatten und die Obrigkeit
schon bald warnend den Finger hob; mit nur mäßigem Erfolg.

Für die Hügelheimer gab es jährlich eine besondere Gelegenheit zu festlicher
Ausgelassenheit. Elisabeth von Fahrenbach, eine geborene Neuenfelserin, stiftete
ihnen um 1500 ein Zehntmahl, das aus dem Dinkel- und Gerstenzehnten finanziert
werden durfte. Dies gefiel dem Zehntherrn, dem Abt von St. Blasien, von Anfang
an nicht. Als es gegen Ende des Jahrhunderts auszuufern drohte, erreichte er 1597
seine Abschaffung und sagte der Gemeinde statt dessen jährlich 20 Gulden zu. Die
empörten Bauern, die von diesem Geld wenig sahen, verlangten 1610 ihr lieb
gewordenes Zehntmahl zurück. Der Zehntherr sträubte sich dagegen. Die Folge
war ein aufwendiger Prozeß, der schließlich damit endete, daß St. Blasien der
Vogtei künftig jährlich 40 rauhe Gulden bezahlte. Mit diesem Teilerfolg mußten
sich die Bauern zufrieden geben. Das Privileg endete erst mit der Auflösung des
großen Zehnten am 1. Januar 1837 (Mehr dazu in: Küchlin 1996, S. 40/41).

Ehe wir nun in Riesenschritten das Mittelalter verlassen, gilt es noch das eine
oder andere nachzutragen.

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