http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0076
Nach dem Bau der Wieser Kirche, die im Jahre 1777 eingeweiht wurde, erhielt
das Dorf mit den Nebenorten Demberg. Kühlenbronn. Fischenberg. Stockmatt und
Wambach eine eigene Vogtei.
Die Vogtei bzw. Gemeinde Wies war bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts
stark überbevölkert: so zählt man 1871 in der Gesamtgemeinde Wies 1261
Einwohner, davon allein in Wies über 800 Seelen.
** fiörracb, 30. Sprit. 3n bnitiger ©traftammcrfifcung bc«
©rofch. ftrciSgeridjt« tarnen jrcei gälte, je einer wegen SBiberfefc*
liebteit unb teegen Äörpcrarlcfcung, jur 23er$anblung. -
3m. jweiten gafle bat tS nadj gewohnter SBeife, teenn öurfdje
au« cerfdjiebcncn Crten im SESirtb^auje jufammentreffen, blutige
jriänbcl abgefetjt. Sm 17. Otteber c. 3., SKadjtS gegen 10 Ubr,
tarnen nämlicb, brei Shtrfdjc oen Jcgcrnau in ba« SRefilewirtbSs
bau« in 2Bic3, too fidi mehrere Surfte bon SBieS befanben. 2113
bie Grfteren nacb jjaufe geben wollten, würben ibnen unraffenbe
Dieben nachgerufen, roctdje fcbließlicb eine allgemeine Schlägerei
jur geige Ratten. §iebei erhielt 30&ann 3afCD Jacutin oen
22ic# bureb, ben tebigen 3'mn,frmann 3c&ann ©cerg 'Stubenecll
ben Tegernau mit einem ''Keffer einen <Biid) in bie cfctrt reite
Öüfte, welker ibn 14 läge arbeitsunfähig machte. Jic 2>crgeU
hing folgte biefem aber auf bem §iif;c, inbem er oen bem ÜRü£lrn=
macfycr drnft griebrieb 3£eijj, auf welchen er ebenfalls mit feinem
^Keffer einbringen wollte, mit einem «Stecfe einen Schlag auf ben
nJiunb erhielt, ber ihm ben SJertuft oen fünf 3<>bnm beitraitc
unb i^n ebenfalls mehrere Jage arbeitsunfähig machte. Stuben:
pell würbe wegen fcincS Scrgcbcnö ju G SBoc^cn lfai#§ff«tt$ri§s
[träfe, gefebärft mit 4 Jagen §ungertf]t unb 2 Jagen 3>uut:U
arreft, cerurtbeilt. Sföübfcnmacbcr SEcifj aber, ba ber ren fckft»
gegen StuecncoH geführte Schlag mehr auö 9cetbwcbr gefebah,
freigefprechen.
Auszug aus "Oberländer Bote" Nr. 105 vom 6.5.1869
Neben Feldbau und Viehzucht ernährten sich die Menschen von Holzhandel und
Schneflerei. Daneben existierten mehrere Kohlebrennereien. Naglereien. Schuhmachereien
und Hauswebereien sowie ein kleines Silberbergwerk. Da in diesen
Kleingewerben die Einwohner keine ständigen und geregelten Erwerbsquellen
fanden, waren Teile der Einwohner permanent verarmt. In den letzten Dekaden
des vorigen Jahrhunderts bis etwa zu Beginn des 1. Weltkrieges setzte deshalb
eine starke Abwanderung vor allem in die Textilorte des mittleren und vorderen
Wiesentales ein.
Diese sozialen und wirtschaftlichen Hintergründe hatten auf das Wirtsgewerbe in
Wies stets negative Rückwirkungen, bzw. die Wirte hatten ein mehr schlechtes als
rechtes Auskommen. Abseits von verkehrsreichen Durchgangsstraßen waren die
Wirte von Wies auf die einheimische Bevölkerung angewiesen. Von 1728 bis etwa
1750 existierte neben der Gemeindewirtschaft ein Realgasthaus des Fritz Stritt, jedoch
ohne Schild und Namen, welches ab 1734 an Hans Leisinger überging.
Bezeichnend ist auch die Tatsache, daß sich in einem Zeitraum von knapp 20
Jahren drei Realgasthäuser in Wies etablierten (Sonne 1767, Löwen 1779 und
Krone 1784). Diese Realgasthäuser sowie auch zeitweise zusätzlich die Gemeindewirtschaft
standen naturgemäß gegenseitig in Konkurrenz. Kaum irgendwo im
74
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0076