http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0202
lutionskasten" geschützt werden - eine Art Anschlagtafel für öffentliche Bekanntmachungen
, die von Revolutionsgegnern immer wieder abgerissen wurden. Solche Episoden sind
in großer Anzahl in diesem bemerkenswerten Buch zu finden, das unter der Regie von
Kreisarchivar Gerhard A. Auer entstanden ist. Der Historiker hat ein ehrgeiziges Projekt
angekurbelt und verwirklicht: anhand von Originalquellen wurden die Entstehung und der
Verlauf der Revolution von 1847 bis 1849 im Oberamt Emmendingen und den Bezirksämtern
Kenzingen und Waldkirch - also im heutigen Landkreis Emmendingen - dokumentiert
. Das Ergebnis der detektivischen Spurensuche ist das vorliegende und beachtenswerte
356 Seiten starke Buch mit dem Titel "Die Sonne der Freiheit".
Eine solche Aufarbeitung der "Revolutionsgeschichte" gibt es bis jetzt für keine andere
Gegend Badens. Der Kreis Emmendingen war sicherlich auch vor 150 Jahren von der
Sonne, nicht aber von der Freiheit verwöhnt. "Freiheit statt Fürstenwillkür" lautete 1847
die Parole: Gewerbefreiheit. Gewissensfreiheit. Glaubensfreiheit. Meinungs- und Pressefreiheit
. In den Jahren 1848/49 kam es zum Aufstand - doch der badische Großherzog rief
preußische Truppen zu Hilfe, die die Revolution gewaltsam in die Knie zwangen. Landrat
Volker Watzka erinnert in seinem Vorwort daran, daß "die Kosten der Niederschlagung die
Bürger zu tragen hatten ".
Wo "die Sonne der Freiheit" leuchtete - von A wie Amoltern bis Y wie Yach - haben in
diesem neuen Jahrbuch 13 Autoren sorgfältig ermittelt und mit zahlreichen Fakten untermauert
. An die 10.000 handschriftliche Seiten von Prozeßakten. Gemeinderatsprotokollen
und Abrechnungen mußten gelesen und ausgewertet werden.
Die Mühe hat sich gelohnt. Der Leser kann jetzt nachschlagen, welche revolutionären
Umtriebe in den heutigen Gemeinden des Kreises Emmendingen vor 150 Jahren geherrscht
haben. Das vorhegende (Revolutions-) Jahrbuch läßt die lebendige Realität der Aufstände von
1848/49 mehr als erahnen: anhand der ausgewerteten Archivalien wird deutlich, daß es seinerzeit
Menschen gab. die ihr Leben und ihr Vermögen für die Freiheit aufs Spiel setzten.
Obwohl der Bürgeraufstand mißlang und viele Revolutionäre in die Neue Welt auswanderten
, war die badische Revolution letztlich erfolgreich.
Ihre wesentlichen Forderungen bildeten 100 Jahre später das Rückgrat des Grundgesetzes
und sind wichtige Stützpfeiler der parlamentarischen Demokratie Deutschlands.
Wie diese Entwicklung vor Ort begann, wie sich die Anhänger der Offenburger "Forderungen
des Volkes" zusammenfanden, wer am Hecker-Zug teilnahm und wie der Aufstand
im Dickicht der großherzoglichen Bürokratie und im preußischen Gewehrfeuer zusammenbrach
, ist in diesem 12. Band der Reihe "s Eige zeige" sehr sorgfältig untersucht und
dokumentiert worden.
Die 13 Autoren haben es verstanden, am Beispiel der 60 Gemeinden im heutigen Landkreis
Emmendingen das regionale Wissen über die Geschichte der Badischen Revolution
mit Leben zu füllen.
Elmar Vogt
200
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