http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0015
Im Konstanzer Zehntregister von 1275 wird Rheinweiler als eigene Pfarrei geführt
, die zum Dekanat Feuerbach/Neuenburg gehörte. Der Pfarrer betreute zugleich
noch die Kirchengemeinde Hasel. Dekanat Wiesental.
Der Gottesdienst fand in der 1417 erstmals erwähnten Nikolauskapelle statt, die
über ein ansehnliches Kirchenvermögen verfügte. Da sie baufällig und für die Gemeinde
zu klein geworden war, übergab Karl Friedrich von Rotberg am 28. Mai
1756 - wie man noch heute auf der Tafel links vom Eingang lesen kann - ..auf
Widerruf die im Dorf gelegene, aber zum Schloß gehörende Kapelle. Am 27. Juni
1948 wurde sie dann der katholischen Kirchengemeinde von „den Freiherren von
Rotberg" endgültig geschenkt. Sie ist übrigens das älteste heute noch erhaltene
Gebäude in Rheinweiler. Der ansprechende kleine gotische Bau mit seinen steilen
Proportionen wurde laut Inschrift über der Sakristei 1582 (möglicherweise unter
Verwendung älterer Teile) erbaut. Auch das Langhaus dürfte bis zu seiner Zerstörung
im Zweiten Weltkrieg und seinem danach erfolgten Wiederaufbau in der alten
Form in jene Erbauungszeit des späten 16. Jahrhunderts zurückgegangen sein.30'
Im Laufe des 16. Jahrhunderts erlangte (Vorder-)Österreich die Landeshoheit über
Rheinweiler, was zur Folge hatte, daß der Ort katholisch blieb, obwohl Jakob von
Rotberg 1612 zur evangelisch-lutherischen Lehre übertrat. Diese evangelische Linie
der Rotberger setzte daher ihre Toten in den evangelischen Kirchen von Kleinkems
und Blansingen (die beide zur evangelischen Markgrafschaft gehörten) bei.31'
Weil Bamlach-Rheinweiler einerseits unter österreichischer Landeshoheit stand
und andererseits Frankreich durch den Pariser Vertrag von 1634 in den Dreißigjährigen
Krieg eintritt und vom schwedischen Reichskanzler Oxenstjerna das Zugeständnis
erhält, das Elsaß und Breisach militärisch besetzen zu dürfen, hatte auch
Rheinweiler - wie unser ganzes Gebiet - unter dem Dreißigjährigen Krieg besonders
zu leiden:
1637 taucht Herzog Bernhard von Weimar, der seit dem Tode Gustav Adolfs in
der Schlacht bei Lützen sesen Wallenstein 1632 die Oberleitung des schwedischen
Heeres übernommen und der sich 1635 auf Betreiben Richelieus auch dem König
von Frankreich und dessen Verbündeten durch Eid als Heerführer verpflichtet hatte,
mit seiner Armee im Elsaß auf. Er zieht über Thann und Mülhausen nach Ensis-
heim und setzt über den Rhein auf rechtsrheinisches Gebiet, fällt also in den Breisgau
ein. der von den Kaiserlichen kontrolliert wird. Er ist zunächst nicht sehr erfolgreich
, verlagert sich südwärts ins Bistum Basel, schlägt sein Winterquartier in Oelsberg
auf. Anfang 1638 zieht er um Basel herum an den Hochrhein, marschiert auf
die Waldstädte zu, erobert Laufenburg. Waldshut und belagert erfolgreich Rheinfel-
den, wo er Schloß Beuggen zu seinem Stammquartier macht.32' Anschließend erobert
er Freiburg. Neuenburg und im Dezember 1638 auch das kaiserlich besetzte
Breisach. Als er anschließend in Richtung burgundische Pforte aufbricht, um den
katholischen Herzog von Lothringen zu vertreiben und auch Teile v on Hochburgund
in sein „Fürstentum Elsaß" einzubringen, befällt ihn in Hüningen ein typhöses
Fieber (Rheinschnaken'?), und in Neuenburg stirbt er am 18. Juli 1639 - noch nicht
ganz 35 Jahre alt.33'
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