http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0025
An dieser Stelle ist an das schwere Eisenbahnunglück zu erinnern, das am 20.
Juli 1971 23 Tote und ca. 120 Verletzte gefordert hat.h:
Der dritte wesentliche Einschnitt in den Lebensraum von Rheinweiler war
schließlich die Weiterführung der Bundesautobahn von Schliengen nach Basel.
Die jetzige Linienführung w urde im Entw urf erstmals auf der Verkehrsausstellung
1953 in München sezeist. Schon im Jahre 1959 konnte die Strecke zwischen
Neuenburg und Weil dem Verkehr übergeben werden. Obwohl der sonst mindestens
30 m breite Querschnitt der Autobahn durch Weglassen der beiderseitigen
Standspuren und Verminderung des Mittelstreifens bei Rheinweiler auf das unbedingt
Erforderliche eingeschränkt worden ist. mußten hier zwölf Wohnhäuser und
acht Scheunen der Autobahn weichen.63'
Die Revolution 1848/49
Unübersehbar wird derzeit überall der 48/49er-Revolution gedacht. Als Friedrich
Heckers und Gustav Struves Anträge im Frankfurter Vorparlament abgelehnt
worden waren, entschlossen sie sich. ..in Baden loszuschlagen". Von Konstanz
aus. wo Hecker am 12. April 1848 die Republik ausruft, marschiert er mit seinem
Zug (anfänglich gerade mal 57 Mann) über Donaueschingen. Bernau. Schönau
und Schopfheim Richtung Landeshauptstadt Karlsruhe, wird aber - wie bekannt -
am 20. April 1848 auf der Scheideck bei Kandern von Regierungstruppen, unterstützt
von hessischem und württembergischem Militär, in die Flucht geschlagen.
Georg Herwegh. der ihm von Frankreich aus zu Hilfe kommen wollte, setzte am
24. April 1848. 1.00 Uhr morgens, mit rd. 700 Mann über den Rhein und wurde
nach einem langen Marsch über Kleinkems. Blansingen. Tannenkirch. Kandern.
Wieden und Zell am Morgen des 27. April 1848 bei Dossenbach von württembergischen
Regierungstruppen in die Flucht geschlagen.
Mich interessiert in diesem Zusammenhang, wo er mit seinen 700 Freischärlern
den Rhein überquert hat. Als zeitnächster Zeuge schreibt Gustav Struve in seiner
1849 in Bern erschienenen ..Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden":
..In der folgenden Nacht, nachdem sich die politischen Führer sowohl, als auch
die militärischen Führer eingefunden, wurde auf fünf mächtigen Kähnen über den
Rhein gesetzt, und zw ar in der Gegend von Kembs."64'
Dementsprechend berichten die meisten Geschichtsschreiber, der Rheinübergang
sei „bei Kembs" erfolgt.65' Nachdem ich aber in Hansjörg Zieglers Buch
..Mundraub - Annäherung an Georg Herwegh" gelesen hatte, die Landung sei auf
badischer Seite „auf Höhe der Ortschaft Rheinweiler oder Kleinkems" erfolgt,66'
habe ich mir die Tullaschen Karten noch einmal angesehen (die Korrektionsarbei-
ten w urden hier ja erst Anfang der 50er Jahre begonnen). Danach halte ich folgendes
für möglich: Da von Niffern aus offenbar ein Steg auf die damalige Insel
„Mittlerer Grund" (heute: ..Vogelgrien") führte, der Rhein zwischen dem „Mittleren
Grund" und dem „Kapellengrien" relativ schmal war und dort genau an der
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