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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 39
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0041
daß der Betrag aus der Gemeindekasse bezahlt werden dürfte, so w ird der
selbigen von Ober Amts w egen die Erlaubnis dazu eiteilt. w elches der Vogt der
Gemeinde zu eröffnen hat. " l7)

Wie man sieht, waren nicht nur die Bewohner von Rheinweiler über die Abwehr
des Angriffes erleichtert, sondern auch sämtliche Bewohner der näheren Umgebung
. Die erste Attacke auf unser Gebiet wurde also verhindert. Bei der österreichischen
Kriegsleitung war man nun der Ansicht, daß die bestehende Truppenstärke
erhöht werden müsse. So standen zunächst 60 000 Kaiserliche und schwäbische
Kreistruppen bereit, danach gab es Verstärkung durch 12 000 Mann aus
Ungarn. Später wurden zusätzlich 6 000 Soldaten des Prinzen Conde stationiert.
Sie alle mußten in den Dörfern untergebracht und versorgt werden.ISl Die ..Verteidiger
" ließen es sich gut gehen. Sie tranken, tanzten, spielten, sangen, zechten und
jagten auf Kosten der einheimischen Bevölkerung. Die Grundeinstellung gegen
die Stationierten wurde immer schlechter. Den Pfarrherrn mißfielen im besonderen
die sonntäglichen Tänze in den Wirtshäusern, „weil sich die ledigen Weibsleute
ärgerlicher als die Soldaten aufführten ". Die ..Condeischen" wurden als lästige
Müßiggänger betrachtet, die sich arrogant und undiszipliniert aufführten. Und es
kam mancherorts zu bösen Tätlichkeiten, so in Feldberg. Tannenkirch. Hertingen
und Kleinkems. 191 In der „Haltinger Chronik" ist weiter nachzulesen. .,(...) daß
sich die Exzesse von Tag zu Tag häuften. Allerorts stieg die Erbitterung. In Tüllingen
w urden die Stubenböden aufgebrochen, um in die Keller zu dringen. Die
Serben raubten alle Schlüssel, stahlen alles Weißzeug. Die Mannschaft zeigte
nicht die geringste Manneszucht, so daß sich auch die Vorgesetzten vor ihnen zu
fürchten begannen. Die Diebe lachten über die Scheinstrafen und trieben es nach
der Executive ärger als zuvor. ":'"

Im Markgräfler Jahrbuch 1940/41 sind Aufzeichnungen eines alten Schulmeisters
über die Franzosenkriege von 1790 - 1799 veröffentlicht worden. In ihnen
kann man nachlesen, wie sehr die einheimische Bevölkerung unter den Kriegsparteien
litt. Immer wieder mußten die Männer Schanzarbeiten verrichten. „Mancher
arme Mann hatte daheim kein Brot und mußte drei bis fünf Tage hintereinander -
und das alle Wochen - schanzen und große Lebensgefahr ausstehen, denn die
Kriegsheere bombardierten Tag und Nacht gegeneinander aus den Schanzen, die
Bauern mußten fahren und doch jemand auf der Schanz haben. Daheim w ar man
fast nie sicher vor den kaiserlichen Freicorps-Husaren, die callopierten in den
Dörfern herum, zogen den Leuten fast die Haut über die Ohren, forderten Heu,
Haber, Speck, Brod und machten solches meistens w ieder zu Geld, schindeten und
ängsteten die Leute, daß man nicht genug beschreiben kann. ":

Als dann die Franzosen im Sommer 1796 mit ihrer ganzen Armee übersetzten,
war die Bevölkerung bereits derart drangsaliert worden, daß sie dies nicht mehr
sonderlich beunruhigte. Konnte es denn noch schlimmer werden? Es war inzwischen
schwer geworden zu unterscheiden, wer Freund und wer Feind war. Als die
Eindringlinse in den Dörfern einmarschiert waren, ermunterte die anfänglich gute
Haltung der Franzosen die geflüchteten Frauen, mit ihren Kindern in die Dörfer

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