Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 43
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0045
hiermit zur Berathung und Schlußfassung gegeben." Es wurde daraufhin beschlossen
, „den Gemeinderechner Konrad Lang andurch zu ermächtigen, vorerst
ein Ohm Wein 1847er Gew ächs auf Rechnung der Gemeindekasse anzukaufen
und denselben nach dem Bedürfhiß der durchziehenden Streif-Patrouillen
deutscher Truppen auszutheilen". Am 27. Oktober 1848 stellte der Kirchenfond
Bellingen an die Gemeindekasse eine Forderung für abgegebenen 1847er Kirchenfondswein
.
Sie lautet:

,,23'en September bey einem Durchmarsch eines Republikanerzugs 60 Maas
29en September bey einer über Nacht wartenden Militärwache 12 Maas
2'e" Oktober ebenso 15 Maas

zusammen 87 Maas

Die Forderung fiir obige 87 Maas 1847ger Wein, pro Ohm zu 9/7, thut die
Summe 7ß 50 xr."

Nun fiel dem Gemeinderechner auf. daß hier für einen durchziehenden Republikanerzug
Wein ausgeschenkt wurde, obwohl dieser nur den regierungstreuen
Truppen zustand. Er forderte deshalb den Kirchenfondsrechner zu einer Stellungnahme
auf. Dieser schrieb: .Die 60 Maas Wein vom 23'en September mußten auf
Drohungen, die von den Freischärlern ausgesprochen wurden, abgegeben werden
. Die übrigen 27 Maas wurden wegen den beschwerlichen Nachtwachen an
das Militär abgegeben. *'291

In Rheinweiler war man. wie es scheint, auf einen Sieg beider Seiten vorbereitet
. Im Jahre 1848 überquerte Georg Herwegh mit seinen Anhängern den Rhein
zwischen Rheinweiler und Kleinkems. Dazu ist folgende Geschichte aus jener Zeit
bekannt, deren Wahrheitsgehalt allerdings nicht überprüft werden konnte. Es soll
in der Frühe des 24. April 1848 gewesen sein, als ein 15jähriger Rheinweilener
Bursche nach Basel gehen wollte, um dort einen Hut zu kaufen. Als er ein Stück
vor das Dorf gegen Kleinkems gegangen war. sah er Scharen vom Rhein herauf
kommen. Sofort rannte er ins Dorf zurück mit dem Ruf: „Die Polacke chömme!"
Der damalige Bürgermeister wußte offenbar gleich, wer die Gemeldeten waren; er
ordnete sofort an. daß man die ..Freiheitsfahnen" heraushängen solle. Dann ließ er
eiligst den Herwegh'sehen Scharen Wein und Brot bringen. Die Überbringer der
Erfrischungen mußten dann den Fremdlingen den Weg, der unmittelbar vor Kleinkems
den steilen Hang nach Blansingen führt, als den nächsten Weg nach Kan-
dern bezeichnen. Als die Freischärler dieser Weisung folgend bei Kleinkems den
Berg hinanstiegen, ordnete der Bürgermeister leichteren Herzens an: „Jetz chönnt'r
de Freiheitsfahne wieder ine due!" Der nicht bezeichnete Autor dieser Geschichte
meint, der nächste und bequemste Weg nach Kandern hätte über Rheinweiler.
Bamlach und Tannenkirch führen müssen. Um jedoch die „gefährlichen Fremdlinge
" von Rheinweiler fernzuhalten, habe man ihnen den mühevollen Aufstieg
nach Blansingen als nächsten Weg bezeichnet. Sie hätten also einen sehr großen
und mühevollen Umweg gemacht, veranlaßt durch den gar besorgten Rheinweilener
Bürgermeister.30'

43


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0045