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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 84
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0086
nen Ausdruck eines gesteigerten, aber durchaus kultivierten Repräsentationsbedürfnisses
anzuerkennen. Ein direktes Vorbild für den ganzen Bau läßt sich nicht
ausmachen; die äußeren Fenster des Erdgeschosses scheinen sich vom Palazzo
Vendramin-Calergi in Venedig herzuleiten.

Dürrn gehörte noch zu jenen Architekten des Historismus, die den Ehrgeiz besaßen
, nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Stilvorbild frei -weitgehend
ohne direkte Anleihen - im Geiste der betreffenden Epoche Neues zu schaffen,
hier in Lörrach also gewissermaßen als italienischer Renaissancebaumeister des
19. Jahrhunderts tätig zu sein. Schon ein Jahrzehnt später galt dieses Ideal als
überholt. Daß auch Dürrn sich selbst davon zu lösen versuchte, beweist das Freiburger
Friedrichsgymnasium.

Viel schlichtere, weniger virtuose Neurenaissance zeigt das Rathaus von Schönau
(1896. Abb. 4). Seine mit Voluten und Schweifwerk. Obelisken. Kugeln und
Muscheln geschmückten Zwerchgiebel, auch das mit einem Dreiecksgiebel verdachte
zentrale Kreuzstockfenster folgten - im Gegensatz zum Bezirksamt - dem
bei uns neuen Trend und orientierten sich an der deutschen Renaissance. Auch bei
Villenbauten war der deutsch-renaissancistisch ausstaffierte Zwerchgiebel beliebt.
Ein relativ schlichtes, aber wohlproportioniertes Beispiel, eines von vielen, sei
hier angeführt: Brombach, Lörracherstraße 48 aus dem Jahr 1902.

Erheblich aufwendiger und stiltreuer gestaltet als das Schönauer Rathaus ist das
ebenfalls der deutschen Renaissance verpflichtete Großherzogliche Palais in Badenweiler
(1887/89) von Jacob Friedrich Hemberger (Abb. 5). Das traufseitige
Hauptportal lehnt sich an das des Neuen Schlosses in Baden-Baden an; auch
könnte der Heidelberger Friedrichsbau Anregungen gegeben haben. Die französische
Frührenaissance - wie überraschenderweise im neuen Dehio-Handbuch zu
lesen ist - kommt als Vorbild nicht in Frage. Französisch wirkt allenfalls die
eigenartige Kuppel über dem Treppenturm. Ein deutlicher Einfluß aus Frankreich
ist dagegen beim benachbarten Römerbadhotel zu konstatieren, wo man in den
letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts bei der Fassadengestaltung offensichtlich der
eleganten Architektur des „Erbfeindes" durchaus Sympathie entgegenbrachte.

Die Schillerschule in Rheinfelden (1903. 1910 erweitert) huldigt ebenfalls der
deutschen Renaissance. Die steinernen Kreuzstockfenster geben sich - wie dies
auch bei vielen echten deutschen Bauten der Renaissancezeit der Fall ist - mit
Stabwerk und wellenförmig geschwungenen Stürzen noch spätgotisch (Abb. 6).
Mittel- und Eckrisalite schöpfen dagegen ganz aus dem Formenschatz der Renaissance
; sogar das typische Beschlagwerkmotiv erscheint im zentralen Giebel -
allerdings in ungewohnter Großform.

Deutsche Renaissance mit spätgotischen Einzelheiten prägt auch die Fassade
(Abb. 7) der einst am Stadtrand gelegenen Villa Luisenstraße 5 in Lörrach (1898/
1900). Die dem Manierismus der deutschen Spätrenaissance verpflichtete Fassade
durchbricht das bei uns noch bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
unangefochtene Prinzip der Symmetrie. Der volutengeschmückte, kraftvoll gegliederte
Zwerchgiebel, dessen vorgelegte Dreiviertelsäulen ebenso wie die Pilaster

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