Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 85
(PDF, 33 MB)
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der Obergeschoßgliederung auf Konsolen aufsitzen, kann man wohl mit fränkischen
Vorbildern in Verbindung bringen. Die Maßvverkbrüstung des Balkons
greift auf die Gotik zurück. Daß diese Kombination von Gotik und Renaissance
keinesfalls anachronistisch ist. sondern, wie oben schon erwähnt, eine Anlehnung
an die Besonderheiten der deutschen Renaissance, lehrt z. B. etwa ein Blick ins
benachbarte Elsaß, wo viele alte Bürgerhäuser über ihren Renaissanceerkern Maß-
werkbrüstunaen besitzen.

Die betont asymmetrisch angelegte Fassade des Wohnhauses Schwarzwaldstraße
3 in Lörrach (Abb. 8) zeigt einen ganz anderen Umgang mit Renaissanceformen
. Die vorwiegend renaissancistische Fassade zeigt stellenweise geradezu barocke
Bewegtheit. Andererseits wurde beim Giebel auf die eigentlich obligaten
Voluten und Schweifwerkdetails verzichtet. Ionische Säulen rahmen ein Balkonfenster
, und wieder erscheinen daneben gotische Vorhangbögen und entsprechendes
Blendmaßwerk (am Erker) neben rollwerkartigem Renaissancedekor! Hier
zeigt sich ganz konkret die Tendenz des Späthistorismus, keineswegs archäologische
Stiltreue anzustreben, sondern (auch ..weiterentwickelte") historische Vorbilder
zu einem - in sich als stimmig empfundenen - neuen Gesamtbild zu integrieren
.

Ein harmonischer Neurenaissancebau ist das aus schönem goldtönigem Sandstein
errichtete Wohnhaus Lasser (1899) in der Beichenstraße Nr. 6 in Lörrach
(Abb. 9). Es könnte der Wohlklang der Hoffassade des zerstörten Pellerhauses in
Nürnberg (Anfang 17. Jahrhundert) gewesen sein, der hier den Architekten inspirierte
. An den Nürnberger Wohnsitz gemahnen der Erker in der Mittelachse, seine
Haube, die Giebelbekrönung (Muschelmotiv im Segmentgiebel) und die arkadenartigen
Öffnungen des Erdgeschosses. Um dem bisher Gezeigten noch einige Facetten
hinzuzufügen, seien in aller Kürze ein paar weitere Bauten gestreift. Das
Wohn- und Geschäftshaus Hauptstraße 45 in Schopßieim (1888) besitzt einen
eleganten, ganz im Sinne der frühen Renaissance kunstschreinerhaft fein ausgearbeiteten
Renaissanceerker aus Buntsandstein (Abb. 10). In Fahrnau, Hauptstraße
257. gibt es am evangelischen Pfarrhaus von 1893 wieder einen ganz andersartigen
Erker mit Renaissancedekor, einen runden Eckerker mit spitzem Kegeldach.

Als Beispiele für die zahlreichen renaissancistischen Haustein-Backsteinvillen
seien die stattliche Villa Friedrichstraße 25 in Wehr (Abb. 11) und das wesentlich
bescheidenere frühere Arzthaus in Steinen, Bahnhof st reiße 32 (Elternhaus der Me-
ret Oppenheim. 1898), bei dem nur die Schauseiten mit Back- und Haustein verkleidet
sind, herausgegriffen. Die Villa in Wehr (1898) besitzt zwar einen deutschen
Renaissancegiebel, sympathisiert aber sonst mit französischen Vorbildern
(Mansartdach. dekorative Backstein-/Hausteinverwendung ä la Louis XIII.) Sind
die Hausteinpartien wie hier (oder z.B. verschiedentlich in Rheinfelden) hell gehalten
, so erinnert das ohnehin an den heiteren Farbklang mancher französischer
(Loire )-Schlösser.

Das ehemalige Postamt in Lörrach (Bahnhof-AVallbrunnstraße) von 1887 gibt
sich klassizistisch kühl. Mit seiner Backstein-Haustein-Kombination und dem stei-

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