Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 95
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0097
Charakter. Im Innenraum stellen die niedrigen Rundpfeiler der Arkaden, denen bis
zu den Kreuzrippengewölben aufsteigende Dienste vorgelegt sind, ein Rückgriff
auf die älteren der klassischen französischen Kathedralen dar. Man sieht. Jeblinger
schaltete und waltete freier als Dürrn mit dem gotischen Erbe, war aber durchaus
und mit Erfolg darauf bedacht, dem Bau einen in sich stimmigen gotischen Gesamtcharakter
zu verleihen.

Jeblingers Amtsvorgänger. Max Meckel, griff bei der katholischen Kirche in
Hausen (1892 -95) - ganz anders als Dürrn und Jeblinger - nicht auf große Vorbilder
zurück, sondern auf ein Grundmuster unserer alten gotischen Dorfkirchen:
einfaches, saalförmiges Schiff, polygonaler (hier eingezogener) Chor mit Strebepfeilern
(in Hausen auch am Schiff) und Maßwerkfenstern. Auch der mit Eckquadern
und Wasserschlaggesimsen versehene Turm entspricht, abgesehen vom pyramidenförmigen
Helm und dem (neueren) Uhrengeschoß, den alten Markgräfler
Dorfkirchtürmen. Die westliche einfache Giebelfront mit dem hochgotischen
Maßwerkfenster geht (abgesehen von der Vorhalle) letztlich auf unsere Bettelordenskirchen
zurück. Wie viele unserer gotischen Dorfkirchen und normalerweise
die Bettelordenskirchen besitzt das Schiff eine Flachdecke, der Chor ein Gewölbe.
Die Kirche ist aber nicht nur größer als unsere Dorfkirchen, sondern zeichnet sich
durch eine viel steilere Bedachung aus. wodurch der gotische Charakter wirkungsvoll
gesteigert wird (Abb. 18).Was bei der anspruchsvollen Schönauer Kirche eher
überrascht, nämlich daß die Putzflächen dominieren, ergibt sich in Hausen aus der
Wahl der Vorbilder als naheliegend.

Wie bei den meisten unserer erhaltenen gotischen Dorfkirchen ist in Hausen
auch das im 15. Jahrhundert übliche Fischblasenmaßwerk zu sehen. Wenn Meckel
an die regionale Tradition anknüpfte, war dies zu seiner Zeit (wie das bisher
Dargelegte erkennen läßt) noch keinesfalls selbstverständlich.

Die katholische Brombacher Kirche (1899/1900) ist dreischiffig (Abb. 19). Das
Mittelschiff besitzt einen relativ niedrigen Obergaden ohne Lichtöffnungen (wie
bei der spätgotischen Rottweiler Pfarrkirche). Das ermöglichte das fast absatzlose
Herabziehen des Daches bis auf die Seitenschiffwände. Unter den großen schützenden
Dachflächen vermutet man von außen wohl eher eine Saal- oder Hallenkirche
. Die Seitenschiffenster bringen eine Variante des Tudorbogens. Sie setzen,
anders als der normale Tudorbogen. mit einem Knick über den Gewänden an. Die
Anregung für diese seltene Fensterform könnten die Seitenschiffenster des Über-
linger Münsters gegeben haben. Ein liebenswerter Einfall ist das dachreiterartig über
dem kurzen Polygonalchor aufsteigende Türmchen. Der Bau zeichnet sich durch
eine wohltuende Geschlossenheit aus. Die Brombacher Kirche besitzt eine der Öf-
linger Kirche (s.u.) ähnliche Westfassade. Die in der Gotik ungewöhnliche Walmdachlösung
könnte von Wimpfen im Tal hergeleitet sein.

1903 baute Meckel für die Öflinger Katholiken eine schöne, sehr gekonnt proportionierte
neugotische dreischiffige Kirche (Abb. 20) mit einem Netzgewölbe
im Schiff und Kreuzrippengewölben im eingezogenen Chor. Auch hier wurde
z. T. dieselbe Tendenz wie in Hausen verfolgt. Im Äußeren knüpft der Bau an die

95


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0097