http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0100
heimischen Dorfkirchen, indirekt wieder an die Bettelordensarchitektur, an. allerdings
unter Hinzufügung eines Turms. Der Außenbau (Putzflächen und Hausteinglieder
) zeigt sich deshalb wie die Hausener und anders als Dürrns Schopfheimer
und Jeblingers Schönauer Kirche der heimischen Tradition verbunden. Das Turmdach
mit seinen Krüppelwalmen ist vielleicht durch den unvollendeten der Münstertürme
von Überlingen (auch andernorts am Bodensee und Hochrhein übernommen
) inspiriert.
Die St. Georgskirche in Wyhlen (1906 neu unter Einbeziehung älterer Bauteile)
wirkt außen mit ihren in die massige Mauer eingeschnittenen maßwerklosen Lanzettfenstergruppen
ungotisch schwer. Auch erinnert die Gestaltung ihres Eingangsbereichs
schon fast an ein Westwerk (also an einen eigentlich in der Romanik
üblichen Bauteil - vgl. das Breisacher Münster!). Im Kontrast zum schweren
Äußeren steht das Innere mit seinem feinen Netzgewölbe. Es weist nach der Art
der Zellengewölbe, einer seltenen Wölbungsform (die wenige Jahre später auch
bei der Basler Heiliggeistkirche verwendet wurde) konkave Flächen zwischen
ganz dünnen Rippen (normalerweise Graten) auf. Mit der allgemeinen Schwere
des Außenbaues kontrastiert auch das an das Radolfzeller Münster erinnernde
Blendmaß-und stabwerk am Turmobergeschoß, das offensichtlich den Turm weniger
massig erscheinen lassen soll. Eine hohe, aus dem Viereck- in den Sechseckquerschnitt
übergehende Turmpyramide bekrönt den Turm. Originell ist die Verklammerung
von Obergeschoß und Turmdach durch vier Uhrenerkerchen. Auch in
Wyhlen läßt das herabgezogene Dach des Langhauses- ähnlich wie in Brombach -
von außen den basilikalen Querschnitt im Innern nicht erkennen.
/// Freiburg schien man beim Kirchenbau eine neugotische Konkurrenz zum
Münster vermeiden zu wollen. So sind hier nur Profanbauten zu nennen. Die
Gewerbebank (heute Öffentliche Sparkasse) 1899/00; das Pfarrhaus der Johanneskirche
(1903-05), z.T. mit Neurenaissancefonnen; die Alte Universitätsbibliothek
(1896 ff); Umbau des Martinstores (1901-03). Der neugotische Aufbau des
Schwabentores von 1901 stieß seiner norddeutschen Formen wegen schon beim
Bau auf Widerspruch und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder entfernt!
Ein vieldiskutiertes neugotisches Unternehmen um die Jahrhundertwende in Basel
war die Erweiterung des Rathauses, das nun auf der einen Seite einen imposanten
Turm und auf der anderen einen turmartigen Anbau mit einem ans Elsaß
erinnernden Renaissanceerker erhielt. Weitere Bauten: Matthäuskirche (1896);
Staatsarchiv (1898/99, Neugotik/Neurenaissance); Wohnhaus Gundeldinger-/Fro-
benstraße (1899); Haus der Safranzunft (1902); Wohnhausgruppe Spalenringl6-
20 (1903); Heiliggeistkirche (1911/12).
Neuromanik
Wichtigster neuromanischer Kirchenbau südlich Freiburg ist die evangelische
Kirche in Badenweiler, die nach Plänen von Joseph Dürrn 1892-98 entstand. Auch
98
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