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die Basler Gesellen den brutalen Herren offensichtlich mieden, wurde Platter aufgenommen
. Er blieb ein halbes Jahr, lernte in seinem Handwerk einiges dazu,
arbeitete am Tag hart, bis ihm der Schweiß ausbrach - und las und studierte des
Nachts. Der Meister entdeckt's und lacht: Hütt' ich soviel studiert wie du und hätte
so eine Liebe dazu, ich wollt' eher, daß der Teufel das Seilerhandwerk holte
(S. 35).' Die ersten Kontakte zum Basler Drucker- und Gelehrtenkreis entstanden:
zum Buchdrucker Andreas Cratander. zu Beatus Rhenanus und zu Erasmus von
Rotterdam, der in dieser Zeit ganz in der Nähe am Nadelberg zur Miete wohnte.81
Trotz deren Drängen, die Stelle und das anstrengende Handwerk endlich aufzugeben
, blieb Platter bei seinem Meister, arbeitete hart, fror im Winter und hatte zu
wenig zu essen, denn der Meister war ein treuloser Schwabe. Er kaufte Käs, der
stank so furchtbar, daß ihn niemand essen konnte (S. 36).
Szene 2:
Lehrer zu St. Leonhard
Thomas Platter lernte in Basel auch Johannes Oporinus kennen. Als Sohn eines
Straßburger Malers 1507 in Basel geboren, wurde dieser schon als 19-jähriger
Lehrer an der Pfarrschule zu St. Leonhard und kurz darauf Sekretär des Paracel-
sus. Seit 1538 war er Professor für griechische Sprache in Basel. Aber schon nach
vier Jahren gab er sein Lehramt auf und wurde einer der berühmtesten Verleger
und Drucker seiner Zeit. Oporinus war es. der Thomas Platter als Hebräisch-
Lehrer engagieren wollte. Platter lehnte zunächst ab. Dann erhielt er von seinem
Meister die Erlaubnis, täglich am späten Nachmittag eine Stunde Unterricht zu
Abb. 2: Thomas Platter, anonymer
Kupferstich (1582)
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