http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0142
diesem nahm ich einen Karrmann und holte meine Frau und Kinder sowie die
Effekten in Wirtshaus in Neujork, wo ich dann für 4 Tag 46 f Kostgeld bezahlen
mußte. Und ich hatte nicht mehr so viel, mußte deshalb noch von unserm Weißzeug
und Kleider verkaufen, um den Wirth zu bezahlen. Wir fuhren miteinander fort nach
unserem neuen Logis. Lebensmittel hatten wir noch allerhand, wo uns auf dem
Schiff übrig geblieben sind. Diese nahmen wir mit. aber kein Geld hatten wir mehr.
Mit der Arbeit war es auch nichts. Als Bäcker ist der Lohn zu klein um eine
Familie zu erhalten. Für mich anfangen konnte ich nichts, denn wer kein Geld hat.
kann nichts anfangen. Und draußen zu arbeiten war das Wetter im April gar zu
schlecht. Ein Schweizer wohnte im gleichen Haus, welcher Besen machte. Weil
mich dieser von Basel aus kannte und Bedauern hatte mit meiner starken Familie, so
nahm mich dieser mit 5 Meilen =2 d(eutsche) Stund in Wald, um Besenreis zu
holen. Nun war meine erste Arbeit Besen zu machen. Alle Tage war ich mit Besen
beschäftigt. Am Gründonnerstag holte ich Reis und am Karfreitag habe ich sie
gemacht und feil getragen. Denn hier feiert nur wer Geld hat und will, denn nur der
Sonntag muß gefeiert werden und sonst kein Feiertag. In diesem Logis war ich nur 1
Monat. Am 1. Mai wurde das Wetter besser und ich zog in ein besser Logis, wo ich
jetzt schon 5 Monat bin. Der Hausherr ist ein Stor(e)man. auf deutsch Kaufmann.
Unten ist der Stor(e) und oben wohnen wir und sonst noch mehrere deutsche Familien
. Er ist ein geborener Württemberger. Seine Frau ist von Nollingen, ist aber in
Obertüllingen bei Lörrach auferzogen worden. Sie hat lange in Basel gedient und ist
vor 5 Jahren nach Amerika gereist, wo sie den diesen Störte)man /: er war ein
Wittwer :/ geheiratet. Sie hat es sehr gut gemacht. Sie hat uns auch schon viel Gutes
getan. Auch wohnt in unser Nachbarschaft eine Witwe Kaufmann mit einer Tochter
und einem Sohn von Hauingen, welche uns schon vieles getan und geholfen haben.
Ein Kürschner namens Lindenmann von Binzen wohnt nahe bei uns. Meine Frau
und das Liesele haben ihm schon lange Muff genäht und ich hab schon bei ihm Pelz
geschnitten. Überhaupt sind hier viele aus der Gegend von Müllheim. Hier ist bereits
alles deutsch. Seit dem Monat Mai. wo das Wetter besser wurde, arbeitete ich
immer im Freien, bald an der Straße Kellgraber oder Handlanger per Tag für 6
Schilling d(eutsches): Geld 1 f 52 Kr. Seit 3 Wochen bin ich und die 3 ältesten
Kinder in einer Zündhölzle Fabrik, wo wir miteinander pro Woche 6 Thaler oder
d(eutsches) Geld 15 f verdienen können, aber später ist mir mehr versprochen.
Also ist die Zeit von 6 Monat vorbei gegangen, sodaß wir uns ordentlich, aber
schwer durchgebracht. Ja. doch besser als in letzter Zeit in Deutschland. Bis uns
ein schwerer Fall heimgesucht. Da nämlich die ganze Reis alle gesund waren, so
ist seit wir hier sind unser Lenele immer kränklich, doch in letzter Zeit aber
wieder ziemlich genesen. Aber bereits vor 2 Monat wurde der Lui, da er das
Abweichen wie alle Leute durch die starke Hitze bekommen, auch ich und meine
Frau und die anderen Kinder haben es gehabt, sind aber Gottlob wieder genesen.
Mit dem Lui wollte es aber nicht besser worden. Er wurde geschwollen, wir
brauchten Doktor Vetter Gebhardt. Alles war umsonst bis am Mittwoch den 8.
früh 5 Uhr verlangte er Vatter und Mutter und das kleine Lenele zu sich und küßte
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