http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0155
Das isch myseel en anni Welt.
wo numme ha wott, ha!
Me duckt si vor em Zw ingheer Geld,
demo, ganz gwiß. derno het 's gschellt:
's isch mit meh „änedra".
Jä, 's Lebe isch e Totoschlacht.
e Fueßballmatch, e Kinospott.
e Radiodudler Tag im Nacht.
wo d' Mensche dumm im sünnlig macht.
o jee. so helf ech Gott!
Doch w as isch Gott? De chemisch en nit.
du gotn ergesse Gsocks!
Der Glaube? Nei, de gwennsch en nit.
Der Fride? De errennsch en nit.
bis aß de seisch: I w og 's !
Es ist ein herzhaftes, urchiges Alemannisch, das E. J. P. gesprochen und eben
auch geschrieben hat. Manche Formulierung, die heute fast vergessen ist. findet
sich darin. Ein Glossar für die Veröffentlichung hatte er wohl nicht beabsichtigt.
Dafür hat er mit viel Akribie eine alphabetische Liste alemannischer Wörter zusammengestellt
, die fremdsprachlicher Herkunft sind. Als Beispiele mögen dienen
: „Ästimiere" von französisch „estimer" = hochachten: „Gstellaschi" von französisch
„etalage" = Auslage: „lamentiere" von italienisch „lamentare" = beklagen.
An dieser Stelle sei auch eingefügt, daß er eine große Sammlung von Kinderversen
angelegt hat mit Spielreimen. Rätseln. Abzählreimen. Spottversen, örtlichen
und jahreszeitlichen Reimen - eine kleine Fundgrube.
Und nun zu E. J. P.s Prosa, die ebenfalls teils handschriftlich, teils maschinenschriftlich
vorliest - oder auch in gedruckter Form. Der Nachlaß enthält über ein
Dutzend Beiträge, die in der Sonntagsbeilage der Badischen Zeitung „Am Sonntag
" von 1950 bis 1953 erschienen sind. Sodann war die Zeitschrift „Die Markgrafschaft
" in eben diesen Jahren sein Forum. Während die Geschichten in der
Badischen Zeitung stets in Hochdeutsch gehalten sind - oft mit wörtlicher Rede in
Alemannisch-, sind in der „Markgrafschaft" die meisten in Mundart abgefaßt,
abgesehen von seinen Aufsätzen (siehe unten!).
Thematisch handelt es sich fast ausschließlich um Erinnerungen an seine Jugendzeit
in Welmlingen und Kandern oder um kleine Schulerlebnisse. Und fast
immer sind es humorvolle Geschichten, oft mit einer richtigen Pointe. Das läßt
sich z. T. an den Titeln schon ablesen: „Der verlogene Frieder". „Meine zwei
Schätze". „Der erste Sündenfall" u. a. m. in „Am Sonntag". Oder „Wie der Herr
Vikari an d'Hochzit sanse isch". „Der Rootschriiber". „Das Machtwort" in „Die
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