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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 158
(PDF, 33 MB)
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gschmeckt wie's best Festesse, un i ha gmerkt. daß der Großvatter sy Machtwort
scho gsproche gha het. öb er mi gholt het. -

Schließlich finden sich im Nachlaß etliche handschriftliche Aufsätze, die das
historische Markgräflerland betreffen: „Über die Verwaltung": ..Die Lage der
Bauern des Markgräflerlandes um 1500"; „Wie unsere Heimat zum Markgräflerland
wurde"; „Die Markgräfler im Bauernkrieg". Dazu genealogische Übersichten
, die Zähringer, die Markgrafen von Baden und die Markgrafen von Baden -
Durlach betreffend. Bedauerlich ist. daß sein großer Aufsatz „Engel, Hexen. Geister
und Gespenster bei Johann Peter Hebel" nicht veröffentlicht wurde. Wie sehr
er sich mit der alemannischen Sprache befaßte, bezeugen gedruckte Aufsätze, von
denen hier der zweiteilige „Vom Wesen alemannischer Rechtschreibung" wiedergegeben
werden mag, zumal da er nichts an Aktualität eingebüßt hat. Hubert
Baum begrüßte damals diesen Vorstoß begeistert. Sein Brief an Emil Johannes
Preusch traf zehn Tage vor dessen Tod ein.

Vom Wesen alemannischer „Rechtschreibung^

Solange der Dichter seine Verse oder seine Prosa nur für sich selbst aufzeichnet
und sich auf den mündlichen Vortrag beschränkt, ist die Schreibweise für
uns ohne Bedeutung. Es genügt, wenn der Dichter „richtig" und gut spricht.
Anders liegen die Dinge, sobald die Werke gedruckt und gelesen werden, und
zwar nicht nur von Menschen, welche die Mundart beherrschen, sondern auch
von anderen Deutschen, die nicht im alemannischen Raum daheim sind. Obwohl
sie die Mundart nicht sprechen können, so möchten sie die mundartlichen Werke
doch lesen und dadurch einen Hauch des Geistes verspüren, der ihnen daraus
entgegenströmt.

Man könnte auf den Gedanken verfallen, alemannische Gedichte ins Hochdeutsche
zu „übersetzen". Jean Paul hat das vorgeschlagen. Der Versuch ist
gemacht worden, und zwar nicht von irgend einem Jemand, sondern von einem
Dichter wie Robert Reinick und - von Hebel selber! Er hat auch, in Befolgung
eines Vorschlags von Goethe, man solle Volkslieder in die Mundart übertragen,
diesen zweiten Versuch unternommen, es aber beide Male bei dem Versuch
belassen.

Hebel hatte das richtige Gefühl, daß ein ins Hochdeutsche übersetztes alemannisches
Gedicht einem Schmetterling gleicht, dem man den Schmelz von den
Flügeln gewischt hat. Oder, wie er es ausdrückt: Eine Übertragung ins Hochdeutsche
käme ihm vor, wie wenn man ein Bauernmädchen in städtischen Putz
kleide und in die vornehme Gesellschaft einführe.

Wenn auch heute der Unterschied von Bauernmädchen und Stadtdame nicht
mehr so groß ist wie vor hundertfünfzig Jahren, und wenn auch derjenige zwischen
Mundart und Hochdeutsch vielleicht geringer geworden ist, so ist er immerhin
noch groß genug und wird es bleiben, daß sich solche Übertragungen

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