http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0164
Damit wären wir beim ä angelangt. Es kommt ja auch im Hochdeutschen vor und
bietet dann keine Schwierigkeiten (Käfer = Chäfer. hätte ich = hätt i). Jedoch wird
im Alemannischen oft ein geschlossenes e gesprochen, wo in der Schriftsprache ein
ä vorkommt. Hier behalten wir das gewohnte Wortbild trotzdem bei. also: i tät (i
tet), Gläsli (Glesli). wer wär chräftig (wär wer chreftig).
3. Die meisten Schreibsorgen bereitet das i. Wir schreiben:
a) kurzes, geschlossenes i. im Hochdeutschen ei. als y. Also: wyt (weit). Zytig
(Zeitung):
b) langes, geschlossenes i. im Hochdeutschen ebenfalls ei. als ii: Wii (Wein). Rhii
(Rhein), sii (sein);
c) kurzes, offenes i als i: Wit mit'?, er git. er isch. Tisch. Fisch:
d) langes, offenes i ebenfalls als i. also: sider (seither), wider (wieder), sihsch
(siehst du), blibe (geblieben).
Das ie als Dehnungszeichen ist im Alemannischen unbrauchbar, da es ja als i-e
gesprochen werden müßte wie in lieb. Dieb. zieh, schieße. Hier werden, soviel ich
sehe, die meisten ..Fehler" gemacht. Die Schreiber klammem sich an das hochdeutsche
Wortbild und schreiben bliebe (bli-ebe) anstatt blibe (geblieben), sieht (si-eht)
anstatt siht. Friede (Fri-ede) anstatt Fride.
..Richtig" heißt es also: Wit wyt mit? Di het dy (dein) Hund nit bisse (gebissen). I
cha nit gut bysse (beißen). Do hesch di (dich) g'irrt (geirrt). Wysse Wii isch mer
lieber as (als) rote. Root emol (raten). I will nit. aß (daß) me's hört. Bliib (bleib) no
ne Rung. Sy (sein) Wiib isch nit by-n-em blibe (geblieben).
Schon diese wenigen Beispiele zeigen, daß es das alemannische i faustdick hinter
den Ohren hat.
4. Das u kommt ebenfalls vierfach vor, ist aber manierlicher als das i:
a) kurz und geschlossen: Brut (Braut). Hut (Haut):
b) lang und geschlossen: Buur (Bauer). Huus (Haus). Muurer (Maurer), uuse
(hinaus).
Das u und das uu entsprechen also dem hochdeutschen au. ebenso das ü und das
üü dem äu und eu. Also: Schüüre (Scheune), hüiile (heulen). Trüübel (Traube).
c) kurz und offen: blutt (bloß), uf (auf), usse (außen):
d) lang und offen: Stube. Fuhre (Furche), dure.
Beispiele: Muul nit. De duursch mi. Du witt mit em Chopf dur d'Muure dure.
5. Der Doppellaut ei wird im Hochdeutschen vereinzelt ai geschrieben (Kaiser.
Main. Hain). Jedoch wird das ei bald offen (nein. kein, daheim), bald geschlossener
gesprochen (Schwein. Wein. sein). Sütterlin schreibt der Aussprache gemäß meist
ai, also Haimet. waisch. hailig. hingegen: sei, drei, es schneit, vorbei. Jedoch glaube
ich. daß man mit dem ei allein auch gut auskommen und Heimet. nei. weisch, heilig
usw. schreiben könnte, wie man ja in manchen Orten auch tatsächlich spricht. Ausnahmen
wären dann nur diejenigen Wörter, die auch im Hochdeutschen das ai
haben, sowie vielleicht Maidli (Mädchen. Maid), sait (sagen). Aber auch hiergegen
könnte ein Welmlinger mit Recht Einspruch erheben, weil man dort (und anderswo
!) ..Meidli seit".
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