http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1999-01/0169
höhere Meßgenauigkeit ermöglichte eine auf die einzelnen Siedephasen abgestimmte
Anreicherung der Sole.
Der Versuch, eine Watt'sehe Dampfinaschine einzusetzen
Bis in das ausgehende 18. Jahrhundert setzte man in Bayern hauptsächlich die
herkömmliche Mühlentechnik und tierische Kraft zur Enersiesewinnuns und -über-
tragung ein. Erst mit der Weiterentwicklung der Dampfinaschine durch den Engländer
James Watt (1736 bis 1819) standen brauchbare Alternativen zur Verfügung.
Clais hatte bei einem seiner Aufenthalte in England 1772 Matthew Boulton kennengelernt
, der zusammen mit Watt eine Dampfmaschinenfabrik gegründet hatte. Durch
Matthew Boulton - vielleicht auch durch James Watt selbst - war er vermutlich
sogar in den Besitz von Planzeichnungen einer Dampfmaschine gelangt.
Im Zuge der Modernisierung der Salinen in Bayern beschäftigte sich Clais auch
mit dem möglichen Einsatz von Dampfmaschinen. In Bayern hatte bereits im Juni
1780 - also noch vor seiner Berufung - das Bergamt in Rauschenberg angeregt, die
Kapazität der Soleleitung durch den Einsatz von „Brennmaschinen" zu erhöhen.
Möglicherweise kannte Clais die damals nicht weiter verfolgte Idee, da er um
1794 einen ganz ähnlichen Vorschlag unterbreitete.
Um dem stetigen Wassermangel im Brunnhaus Nesselgraben abzuhelfen, wollte
er dort eine englische Dampfmaschine zum Antrieb einer Solepumpe einsetzen,
die mit Torf hätte beheizt werden sollen. Allerdings sprach sich der von der
Hofkammer um Rat befragte Matthias Flurl gegen die Inbetriebnahme einer derartigen
Maschine aus. da er zu hohe Unterhaltskosten und einen zu großen Verbrauch
an Brennmaterial befürchtete. An dieser ablehnenden Haltung der Hofkammer
änderte auch das eigens von Boulton & Watt hergestellte. 1800 Gulden
teure Modell einer Dampfmaschine nichts, das Clais nach München hatte liefern
lassen. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß sich Johann Sebastian Clais nicht auf
eigene Erfindungen stützte. Er griff vielmehr auf andernorts bereits bekannte
Technologien zurück, modernisierte veraltete Anlagen und führte Verbesserungsund
Rationalisierungsmaßnahmen durch. Entscheidend war die von Clais konsequent
umgesetzte Abstimmung der verschiedenen Einzelreformen aufeinander.
Die Bausteine des Reformwerks betrafen alle Stufen der Salzproduktion - von der
Solegewinnung bis zum Verkauf des fertigen Produktes.
Am Ende stand eine in sich geschlossene Maßnahme, deren Erfolg sich an den
Produktionszahlen ablesen läßt:
Zwischen 1770 und 1782 hatte Bayern jährlich durchschnittlich etwa 17 400
Tonnen Salz erzeugt. Nach der Hauptphase der Reformen stieg die Jahresproduktion
zwischen 1786 und 1798 auf über 19 600 Tonnen an. Gleichzeitig sank der
Holzverbrauch der Salinen um fast 40%. Eine von Clais entworfene Dienstinstruktion
straffte zudem die einzelnen Arbeitsvorgänge. Selbst der Salzhandel
wurde auf eine neue organisatorische Grundlage gestellt.
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