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geschmiedet und zu dünnen Blechen getrieben werden. Gutes Eisen gibt es in
Skandinavien und im bayrischen Nordgau; das in Meißen gewonnene ist von
mittelmäßiger Qualität. Durch Kontakt mit nassen Substanzen, namentlich mit
Blut, nimmt Eisen Rost an; doch läßt sich dieser mit Meerwasser leicht beseitigen.
Durch Behandlung mit Mennige, flüssigem Pech oder Harz kann das Eisen vor
Rost bewahrt werden (10).
Abschließend erwähnt Münster einige Beispiele von Legierungen; er selber verwendet
dafür den Ausdruck „Mixturen". Aus einem Teil Gold und vier Teilen
Silber entsteht Elektrum, so genannt, weil seine Farbe dem Bernstein (lat. elec-
trum) gleicht. Zwanzig Teile Kupfer und ein Teil Zinn ergibt eine Legierung, die
zur Herstellung von „Büchsen" (Feuerwaffen) dient. Zinn, dem etwas Wismut
beigemengt wird, bringt einen Klang hervor; es wird zu Tellern und Platten verarbeitet
. Zwei Teile Blei und ein Teil Zinn läßt ein Metall entstehen, das in älterer
Zeit zur Härtung von Orgelpfeifen Verwendung fand. Auch Goldschmiede und
Münzmeister pflegen Gold und Silber zu mischen. Nicht selten komme es dabei
zu Mißbräuchen, wodurch die Obrigkeit sich dazu gezwungen sehe, dagegen einzuschreiten
(10/11).
Im Anschluß an seine Ausführungen über die Eigenarten der einzelnen Metalle
und ihrer Zusammensetzung verschafft Münster seinen Lesern einen Überblick
über die wichtigsten Bergbaugebiete Europas in alter und neuer Zeit. Bei den
antiken Schriftstellern steht hinsichtlich der Bedeutung des Bergbaus Spanien an
vorderster Stelle, gefolgt von Thrakien, Britannien bzw. Schottland und Gallien,
dem sie auch Lothringen, die Eifel und den Hunsrück zurechnen, „do man bisz
auff den heutigen tag vil metallen grebt". Erst an fünfter Stelle folge Griechenland
. Plinius, der gerne sein Land Italien hochspiele, schreibe, daß Italien sich in
bezug auf Gold, Silber, Kupfer und Eisen mit allen andern Ländern, in denen
Bergbau betrieben werde, vergleichen lasse. Das sei jedoch, versichert Münster,
zumindest in späterer Zeit nicht mehr der Fall. So habe Papst Clemens (VIL,
1523-1534) Sachverständige aus dem tirolischen Schwaz beauftragt, einige Gruben
und Gänge wieder zu öffnen und die darin gefundenen Metalle zu verarbeiten;
das Ergebnis sei jedoch nicht zufriedenstellend ausgefallen: „Unn als sie solichs
mit grossem fleisz haben understanden, haben sie gefundenn. dasz die geng in den
Italischen bergen nit on (ohne) metallen sein; aber es würd nit vil do zu erjagen
sein; der kosten würd nit geringer sein dan die nutzung und deshalben do kein
gewin zu erwarten." Außer in Spanien bei Pamplona, in der Normandie, in Schottland
am Tay würden im 16. Jahrhundert besonders in deutschen Landen, ferner in
Ungarn und Schweden Metalle abgebaut. An Beispielen deutscher Bergbaugebiete
nennt Münster die Eifel, das elsässische Lebertal, das Wallis, Sachsen, Meißen
und Böhmen, das er zu den deutschen Landen zählt, das tirolische Schwaz und
den Schwarzwald: „Item, man grebt nit ferr (fern) von Basel sylber im Schwartz-
wald zu Dotnauw (Todtnau), wie man dan auch vor etlichen jaren bei Fryburg vil
sylbergrüben auffgethan hat."
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