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Wertbegriff versteht, erläutert er höchst umständlich folgendermaßen: „Wann es
im feüwer onverseert bleibt oder, so es lang im giesztigel ligt und im doch nit vil
abgath oder, so es durch scharpffe und beissende ding nit veretzt (verätzt) wirt
oder sunst kein schaden und zerstorlichkeit an sich nimpt oder, so die hend darvon
nit besudlet werden oder, so man es weyter treiben mag (kann) weder (als) ander
metall oder, so man es mag giessen. oder es hat ein liebliche und hübsche färb
oder, man mag es seiner herte halb zu vilen wercken brauchen.**
Auf Grund solcher ..Tugenden*" nimmt natürlich das Gold, das einzig hinsichtlich
seines Härtegrades von andern Metallen übertroffen wird, den höchsten
Rang ein. Die Wertschätzung, die das Gold genießt, veranlasse die Alchimisten zu
ihren Versuchen, geringere Metalle in Gold zu verwandeln. Tatsächlich gelinge
es, aus Kupfer unter Zugabe von Galmei (Zinkspat) ein Metall herzustellen, das
dem Gold äußerlich sehr ähnlich sei. Andere wertbestimmende Maßstäbe sind die
Verwendbarkeit sowie die Häufigkeit des Vorkommens eines Metalls. Nach diesen
Gesichtspunkten erstellt Münster eine absteigende Wertskala der einzelnen
Metalle: Auf das Gold folgt das Silber, diesem folgt das Kupfer, das Eisen und der
Stahl; den letzten Rang nimmt das Blei ein, das weder dem Feuer noch ätzenden
Stoffen oder auch nur der Feuchtigkeit standhält. Münster unterscheidet drei Arten
von Blei, das Weißblei oder Zinn, das der Farbe nach sich beinahe mit dem Silber
vergleichen läßt, Schwarzblei, das die Alchimisten in Zinn zu verwandeln suchen,
und ..mittelmäßiges" Blei, auch „Eschenblei'" oder Wismut genannt. Quecksilber
gelte wegen seiner flüssigen Eigenschaft bei den Alchimisten als ein unvollkommenes
Metall.
Hinsichtlich seiner Verwendungsmöglichkeiten steht das Eisen an vorderster
Stelle, gefolgt von Kupfer und Silber. Da nun aber Eisen am häufigsten vorkommt
, ist es wohlfeiler als andere Metalle; denn „je weniger ein metall gefunden
wirt, desto teürer ist es'". Daraus zieht Münster den Schluß, daß nahezu bei allen
Völkern das Gold am höchsten geschätzt werde. Immerhin habe es Völker gegeben
, bei denen Gold im Überfluß vorhanden war, und diese hätten es denn auch
seiner geringen Verwendbarkeit wegen ihren Nachbarn billiger verkauft als Silber
oder Kupfer. Diese Situation bestehe auch auf den von den Portugiesen und Spaniern
entdeckten Inseln Amerikas, wo das Gold wegen seines häufigen Vorkommens
bei den Bewohnern wenig Beachtung finde.
Im folgenden stellt Münster einige Wertvergleiche aus alter und neuer Zeit an.
Bei den alten Griechen galt das Gold zehn- bis zwölfmal soviel wie das Silber; der
Perserkönig Darius schätzte das Gold sogar dreizehnmal höher. Auch heute sei in
den deutschen Handelsstädten der Kurswert des Goldes Schwankungen ausgesetzt
, wobei neuerdings das Silber eine Tendenz nach oben aufweise. Neben dem
Silber stünden zur Zeit ihrer Seltenheit wegen auch Zinn und Quecksilber hoch im
Kurs; zudem werde Quecksilber nach Asien und Afrika ausgeführt (689-691).
Diesen Ausführungen fügt Münster einen kurzen Abschnitt über die Tätigkeit
des Münzers bei. Ein Holzschnitt im Format 13.5 cm x 8 cm veranschaulicht den
Arbeitsvorgang. Zuerst kommt das Gold oder das Silber in den Tiegel; dem Gold
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