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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 68
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0070
Noch ganz im mittelalterlichen Denken befangen, faßt der humanistisch gebildete
Münster ein Grubenunglück, bei dem angeblich gegen tausend Bergleute den
Tod fanden, als Gottesgericht auf. Gott habe, so argumentiert er. den Einbruch der
Grube aus Zorn darüber verhängt, daß die dortigen Bewohner (gemeint sind offenbar
diejenigen von Goslar) die göttlichen Gaben mißbraucht hätten. Nach der
Katastrophe habe man daselbst weder Gold noch Silber mehr gefunden, sondern
ausschließlich Blei. Wann und wo genau sich das Unglück zugetragen hat. bleibt
offen (857).

Die Ausbeutung der Silbergruben von Goslar reicht in die Zeit Ottos des Großen
zurück. Daß die Entdeckung einer Silberader am Rammeisberg bei Goslar in die
Zeit Kaiser Ottos L fällt, bezeugt auch der Geschichtsschreiber Thietmar von
Merseburg. Wenn nun Münster den Ertrag für so beträchtlich hält, daß der Kaiser
daraus zwei Klöster und eine kaiserliche Pfalz errichten konnte, so dürfte das eher
für den letzten sächsischen Kaiser Heinrich II. zutreffen: denn er war es, „der die
Wichtigkeit der Gruben wirklich erfaßte und durch den Bau einer königlichen
Pfalz die Grundlage schuf zu der überragenden Bedeutung, die Goslar dann unter
den Saliern gewann" (857) 2".

In der Tat war der Bergbau für die in den erzreichen Gebieten zuständigen
Fürsten, die das Bergrecht für sich in Anspruch nahmen, ein einträgliches Geschäft
, was Münster mehrfach betont. Das gilt auch für den bis in die Gegenwart
existierenden Mansfelder Kupferschieferabbau von Eisleben, Mansfeld und Henstedt
. In dieser Gegend findet man nämlich einen schwarzen Schieferstein, der
Pech und Kupfererz enthält. Um das Kupfererz zu gewinnen, pflegt man das
zusammengetragene Schiefergestein mittels untergelegten Spänen zu erhitzen.
Selbst ein sanfter Regen vermag den brennenden und nach Kohle riechenden
Haufen nicht zu löschen: im Gegenteil, das Feuer wird dadurch erst recht entfacht
und läßt das Schiefergestein schmelzen, ein Zeichen dafür, daß dieses Pech enthält
. Es enthält aber auch Fossilien. Was Münster uns über diese seltsamen Gebilde
berichtet, zeigt, daß er sich über ihre Natur und Herkunft noch nicht im klaren
ist: ..Und das ist auch hie zu mercken. das soliche schifferstein haben gemeinliche
(gewöhnlich) ein gespreng von goltfarben. die representieren allerlei thieren." Fische
, Vögel. Salamander kommen vor, „ja man hat in eim stein gefunden ein
bildnusz des bapsts mit eim bart unn mit dreien krönen: das haben vil leüt gesehen
." Münster selber ist ein solcher Schieferstein zugeschickt worden, „der hat ein
fisch mit gedigen kupffer formiert". Er habe auch von einem in der dortigen
Gegend gelegenen See gehört, in welchem ähnliche Lebewesen vorkommen sollen
, wie sie im Schiefer zu sehen seien (856/857).

Für die Fürsten von Braunschweig stellten die Gruben von Zellerfeld (heute
Clausthal-Zellerfeld) in Niedersachsen, einer Gegend, die wegen ihrer erzhaltigen
Gänge in den Schieferlagern über Jahrhunderte hin von Bedeutung war, eine ansehnliche
Einnahmequelle dar. Ergänzend fügt Münster hinzu, das gleiche lasse
sich von den fränkischen Markgrafen (den späteren Fürsten von Anhalt-Bayreuth)
sagen, welche wöchentlich Gold im Wert von anderthalbtausend rheinischen Gulden
aus ihren Gruben bei Goldkronach zutage förderten (857).

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