http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-01/0088
Und Hebel, der Herr Pfarrer, denkt gegen den Schluß des Gedichtes einmal
mehr auch an die wenig Begüterten:
Und chunnt in strenger Winterszit,
wenn Schnee ufBerg und Firste lit,
en arme Bueb, en arme Ma
und stoht ans Füür und wärmt sie dra
und bringt e paar Grumbireli
und leit 's ans Füür und brotet sie
und schloß bim Setzer uffem Erz -
schlofwohl, und tröst der Gott di Herz!
Im ,Morgenstern' wird den Holzfällern, die schon tüchtig bei der schweren
Arbeit im dunklen Buchenwald sind, eine stärkende Suppe gebracht:
Was wandlet dort im Morgestrahl
mit Tuech und Chorb dur's Mattetal?
's sin d'Meidli jung und flink und froh,
sie bringe weger d 'Suppe scho [...].
Wenn Hebel im ,Karfunker den „borstigen Jäger", den „Vizli Buzli", auftreten
läßt, dann ahnt der Leser, daß es mit dem Michel, der dem Kartenspiel im Wirtshaus
verfallen ist. kein gutes Ende nehmen wird. Der Weingenuß trägt dazu bei.
Daß im liedstrophenartigen Gedicht ,Die Marktweiber in der Stadt' allerhand
Eßbares erwähnt wird, ist zu erwarten. Schließlich geht es um die lautstarke Anpreisung
ländlicher Erzeugnisse, „süeßen Anke, jungi Hahne, grüeni Bohne,
schwarzi Chirsi, geli Rüebe ". Ich greife jene Strophe heraus, in der Kritik an der
Verschwendungssucht in der Stadt geübt wird:
Was chost en Immis nit?
's heißt numme: Mul, was witt?
Pastetli, Strübli, Fleisch und Fisch
und Törtli und Makrone.
„ Chromet grüeni Bohne!"
Der Platz fehlt uffem Tisch.
Weihnachten ist im Jahreslauf die Zeit, in der Geschenke, auch solche für den
Gaumen, gemacht werden. Im Gedicht ,Die Mutter am Christabend", dem ersten
einer Trilogie, läßt uns Hebel einer Mutter zuschauen, die liebevoll das von der
Zimmerdecke herabhängende Tannenbäumchen für ihren schlafenden Sohn
schmückt:
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