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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 1.2000
Seite: 202
(PDF, 34 MB)
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Eva Roth Kaufmann u.a. (1994) erinnert. Nicht zu den geringsten der bisherigen Erkenntnisse
zählt die Tatsache, daß Zierat und bildliche Motive der Ofenkacheln quasi international
sind. d. h. weitgehend gleichartige Model an weit auseinanderliegenden Orten Verwendung
fanden.

Beim überwiegenden Teil des bisher ausführlicher behandelten Materials handelt es sich
hinsichtlich neuzeitlicher Öfen vorzugsweise um solche von aufwendiger Gestaltung, mithin
aus dem Umfeld des Bürgertums und Adels, während die archäologisch erfaßten älteren
Belege mehrheitlich aus Städten und Burgruinen stammen. Der bäuerliche Bereich und
damit der Blick auf gewisse „Ofenlandschaften" hat dagegen noch kein vergleichbares
Interesse gefunden.

Genau hier setzt die Studie von Rolf Schatz über die „Südbadische Ofenkeramik mit
Schablonendekor'* ein. Der Kastenofen aus quadratischen oder rechteckigen Kacheln mit
grünem Rapportmuster auf dunklem Grund ist - oder besser: war - im 18./19. Jh. der
südbadische Kachelofentyp schlechthin. Diese Muster entstanden, indem der Hafner vor
dem Auftrag der Glasur eine scherenschnittartig durchbrochene Lederschablone auf das
Kachelblatt legte und die freien Stellen (=das spätere Muster) mit hellem Tonschiicker bzw.
mit heller Engobe bestrich. Die Technik wird traditionell auch als ,.Patronieren" bezeichnet.

Im Verhältnis zum ehemals vorhandenen Bestand solcher Öfen stellen die bis heute
erhaltenen vollständigen Stücke allerdings nur noch einen geringen Rest dar; Gebäudemodernisierungen
und Achtlosigkeit haben hier während der vergangenen Dezennien weitgehend
zum unwiederbringlichen Verlust dieses Kulturguts geführt. Großer Dank gebührt
dem Autor deshalb alleine schon dafür, daß er in jahrelanger Sammeltätigkeit Kacheln oder
ganze Öfen auf Schuttdeponien und Baustellen geborgen und die Herkunft dieser Funde
recherchiert hat. Darüber hinaus konnte er auf seinen Wanderungen viele erhaltene Ofenanlagen
ermitteln und dokumentieren; so manche der von ihm in Bauernstuben noch fotografierten
Exemplare sind inzwischen längst verloren.

Die Arbeit stellt in konzentrierter Form die neuzeitliche Entwicklung der Ofenkeramik
im Untersuchungsgebiet vor. Demnach fand hier um oder nicht allzulange vor 1700 die
schablonierte Kachel Eingang und trat bald an die Stelle der bisher reliefierten Ware. Von
den - ebenfalls ausschnitthaft gewürdigten - Reliefkacheln wurde sie in der zweiten Hälfte
des 19. Jh. wiederum verdrängt. In einem weiteren Kapitel behandelt der Autor das Verbreitungsgebiet
der Schablonenkacheln, das außer Südbaden auch das Oberelsaß und mehrere
Kantone vor allem der nördlichen Schweiz umfaßt. Es folgt eine ausführliche Darstellung
technischer Aspekte, d. h. Angaben zur Kachelherstellung, zu den verschiedenen
Kacheltypen (Füll-. Sims-, Frieskacheln etc.) und zur Dekorationstechnik flacher Kachelblätter
, wobei außer der Schablonenmanier auch ein Seitenblick auf weitere Verfahren wie
die Marmorierung oder das „Schwämmein" gewährt wird. Im Zentrum steht dann natürlich
die Vorstellung des Schablonendekors in seiner jeweiligen landschaftlichen Ausprägung
(Wiesental, Kandertal, die Gebiete um Efringen-Kirchen, Müllheim/Schliengen, Staufen/
Münstertal und Freiburg), gefolgt von einer Betrachtung der anzutreffenden Ofenformen.
Ein regelrechtes Füllhorn stellt dann der Bildteil dar, wo Kacheln und Öfen mit über 300
Abbildungen illustriert und durch ausführliche Bildlegenden erläuten sind.

Den lokalen Schwerpunkt des besprochenen Materials bildet die Region zwischen Wiesental
und Rheinebene, Münstertal und Lörrach. Da der Verfasser mit dieser Gegend bestens
vertraut ist. konnten zahlreiche interessante Beobachtungen nicht nur zu charakteristischen
lokalen Dekorformen, sondern auch zu Werkstattzusammenhängen sowie mündlich
überlieferte Informationen festgehalten werden. Mit Bedacht hat der Autor die Konzentration
auf das genannte Untersuchungsgebiet gewählt und sich vor ungesicherten Verallgemeinerungen
gehütet. Letzteres etwa bezüglich der Grenzen des Verbreitungsgebietes schablo-

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