Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
62.2000, Heft 2.2000
Seite: 31
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0033
von ihm schon 1828 veröffentlichten Schrift. Der Titel wird heute in allen Architekturgeschichten
als Leitfrage des Historismus zitiert. Hübschs Antwort war allerdings
nicht eigentlich historistisch, nicht im Sinne eines Bekenntnisses zu einem
Neostile. gemeint. Wenn er für einen „Rundbogenstil" eintrat, dann in der
Überzeugung, damit einen neuen zeitgemäßen Stil zu propagieren, der sich ganz
aus Zweckmäßigkeitserwägungen. Materialbedingungen und den Gegebenheiten
der Kultur und Technik seiner Zeit herleitete. Auch wenn er der altchristlich-
byzantinischen und der romanischen Baukunst Vorbildbedeutung für seine Zeit
beimaß, hatte er mit seinem Rundbogenstil keinesfalls neuromanische Am-bitio-
nen.

In der Ära Hübsch, d.h. zwischen der Weinbrennerzeit und dem Aufkommen
der Neostile (grob zwischen 1830 und 1870; Hübsch starb 1863), entstanden auch
in Schopfheim eine Anzahl Bauten, die weder einfach als spätklassizistisch, noch
als irgendwelchen Neostilen zugehörig zu bezeichnen sind. Es sind dies wohlproportionierte
, schlichte, auf Zweckmäßigkeit bedachte Bauten, die im Vergleich
zur Weinbrennerarchitektur eher feingliedrig. weniger gesetzt, weniger würdevoll,
manchmal spröder, manchmal beschwingter wirken. Sie zeigen zur Weinbrennerzeit
indiskutable Elemente wie Segmentbogen an Türen und Fenstern, die man
nun auch zu Doppelfenstern kuppelte. Dazu kam ein zierlicher, nur teilweise noch
antikisierender Dekor, so z.B. am ehemaligen Amtsgericht ein Rebrankenfries, wo
auch ein feiner Rillendekor einen neuartigen, in den Sechzigerjahren ab und zu
auftretenden Bauschmuck bildet. Beliebt wurde auch das von Weinbrenner höchst
selten verwendete Fensterbankaesims, immer wieder auch kombiniert mit einem
Stockwerkgesims. Pilaster oder Lisenen zeigen oft eingetiefte Felder (oder Rahmenleisten
, wie man will). Halbsäulen und Pilaster (nicht dagegen Lisenen) wurden
als funktional fragwürdige Elemente gemieden. Neue, auch in Schopfheim zu
sehende Details sind Fünfeck-. Sechseck- oder Sternfenster im Giebeldreieck. Waren
Weinbrennerbauten normalerweise verputzt und bemalt, so konnte jetzt auch,
wenigsten im Sockelgeschoss. der Werkstein sichtbar sein. (Hübsch plädierte mit
dem Hinweis auf die Witterungsbeständigkeit immer wieder für Steinsichtigkeit.)
Die zeitweise (vornehmlich in den Sechziger]ahren) sehr beliebten kleinen Kniestockfenster
(u.a. Hauptstraße 65, 67, auch am Bahnhof und am „Goldenen Löwen
" (Abb. 6)) sind ebenfalls ein Motiv jener Zeit. Alle die genannten Eigenheiten
entsprechen dem Geschmack der Zeitspanne zwischen Weinbrenner und dem
Aufkommen der Neostile. Man kann im Hinblick auf den Zeitgeist von einer
Heinrich-Hübsch-Ära sprechen, auch wenn die entsprechenden (vorwiegend erst
nach der Jahrhundertmitte entstandenen) Schopfheimer Bauten nicht direkt mit
Hübsch-Vorbildem in Verbindung zu bringen sind. Es ist eine Zeit, in der man
bemerkenswert wenig Bedürfnis nach auftrumpfender Repräsentation hatte: So
beobachten wir auch in unserem Amtsstädtchen biedermeierliche und nachbieder-
meierliche Genügsamkeit beim Bauen - oft natürlich verbunden mit dem Willen
oder dem Zwang zur Sparsamkeit. Zu diesen Bauten gehören am Marktplatz das
ehemalige Amtsgericht und das Eckhaus (Nr.25) Marktplatz/Wallstraße (Abb. 7)

31


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0033