http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0041
Abb. 13: Hebelstraße 25.
Eine kleinere Stilvilla mit französischen Anklängen ohne französischen Gesamtcharakter
Villen vom Ende des Jahrhunderts weisen meist recht frei verarbeitete Renaissanceformen
auf (wie auch das trutzige Amtsgefängnis von 1894), z.B. das
Forstamt oder die Häuser Hauptstraße 122 und 125. Dass dabei immer wieder
auch das eigentlich barocke Mansart-Dach erscheint, zeigt, dass die Strahlkraft der
Pariser Ecole des Beaux Arts noch immer direkt oder indirekt deutsche Architekten
erreichte. Ganz französisch sind z.B. die Pyramidenstumpfdächer des Hauses
Wehrerstraße 2/4.
Der späteste Historismus löste sich, wie schon im Zusammenhang mit dem Bau
der ehemaligen Sparkasse angedeutet, von der Zielvorstellung, den zum Vorbild
gewählten Stil möglichst getreu nachzuempfinden. Er nahm sich die Freiheit, alte
Formen neu zu kombinieren oder frei weiterzuentwickeln. So finden sich an der
ehemaligen Vorschussbank (1901) an der Einmündung der Hebelstraße in die
Wehrerstraße (Abb. 14) zahlreiche auf die Renaissance zurückgehende Einzelheiten
. Der Bau ist aber tatsächlich kein Neurenaissancebau mehr - und sollte es auch
nicht sein. Damals schwebte einem Teil der Architektenschaft noch eine künftige
moderne Entwicklung gewissermaßen als freie Weiterbildung des Historismus
vor.
Ein wichtiges neues Gestaltungsprinzip begann sich um 1900 auch bei uns in
der Provinz durchzusetzen: Das Bauen „von innen nach außen". Man wollte nun
nicht mehr in einen symmetrisch, mit klaren Achsen komponierten Außenbau ein
39
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0041