http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0069
Und - man mag es kaum glauben: Ein Kilogramm Gold ergibt einen Würfel mit
einer Seitenlänge von nur 3,7 Zentimeter! Und selbst 20 Kilogramm Gold vergrößern
diesen Würfel nur auf die bescheidene Kantenlänge von 10 Zentimetern!
Gold kann man auch zu hauchdünnen „Blättern", zu Blattgold, schlagen - dies
übernimmt der sogenannte „Goldschläger", der einen anerkannten Ausbildungsberuf
ausübt. Aus einem Gramm Gold kann so eine Folie bis zur Größe von einem
Quadratmeter „geschlagen" werden. Die Goldblätter sind nach dieser Bearbeitung
zwischen 1/80 000 mm bis 1/140 000 mm „stark".7' Hält man die Folie gegen die
Sonne, dann leuchtet sie im Gegenlicht plötzlich grünlich, wird transparent und
vereint so symbolisch beide Mythen.
Aus einem stecknadelkopfgroßen Goldkügelchen - einem Gramm entsprechend
- kann man problemlos einen Goldfaden von 165 Metern ziehen, der fast dreimal
so dünn ist wie ein Menschenhaar.8' Mit speziellen Verfahren gelingt es heute, aus
derselben Menge sogar Golddraht bis zu 1 500 Metern zu ziehen.9'
Mit dem Gold wird der Mensch in den nächsten Jahren auch einen weiteren
Quantensprung in die Miniaturisierung elektronischer Schaltungen machen: Die
kleinsten Schaltelemente werden bald einzelne Atome sein - und was das Erstaunlichste
daran ist: Es müssen Goldatome sein und keine anderen! Sie haben einen
Durchmesser von kaum vorstellbaren 2 Nanometern: Das sind 2 Milliardstel Meter
. Damit hat man in der Natur ein molekulares Gegenstück zu einem tausendmal
größeren, künstlich hergestellten Transistor gefunden: Diese sog. „Gold-Clusters"
werden die erste Nano-Speicherchip-Generation der Elektroindustrie sein. Und
eine unglaubliche technische Revolution - mit bis jetzt wohl kaum vorstellbaren
Auswirkungen auf allen Gebieten unseres menschlichen Daseins.10'
Diese außergewöhnliche Stellung des Goldes fasziniert jedoch nicht nur den
Wissenschaftler, sondern auch den Literaten: Dazu ein paar Zeilen „Aus dem
Leben eines Vielgeliebten" von Heinrich Hansjakob. Das Edelmetall selbst, in
Form eines Goldbleches, das im Mund des Betroffenen einen Zahn festhält, erzählt
seinem Besitzer die eigene - und damit auch die Geschichte des Goldes
überhaupt. Hören wir ihm kurz zu:
„ Was soll ich dann noch von den Eigenschaften des Goldes sagen, die ich auch
in allen Tonarten preisen hörte. Was sagen von seinem unbefleckten Glänze, dem
nicht einmal der Sauerstoff der Luft beikommen kann, obwohl er imstande ist,
selbst den Diamanten zu verdunkeln und zu verzehren. Was soll ich sagen von des
Goldes Dehnbarkeit, die so wunderbar groß ist, dass man mit einein Golddukaten
ein Roß samt seinen Reiter vergolden kann! Gott selbst muss das Gold lieben,
sonst hätte er ihm nicht so herrliche Gaben verliehen und zwei seiner schönsten
Eigenschaften in dasselbe gelegt - die Allmacht und die Allgegenwart. Die Allmacht
habe ich Dir schon bewiesen, indem ich Dir erzählte, wie alles auf Erden
um Gold feil ist, alle Güter und alle Genüsse der Erde, und wie alle Menschen und
ihre Kräfte und ihre Eigenschaften für Gold gewonnen werden können; wie es aus
einem Dummkopf einen geistreichen Mann und aus einem Lumpen einen angesehenen
Herrn machen kann." U)
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