http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2000-02/0160
Zuerst klärten wir mit Hilfe von Suchschnitten den Verlauf der Mauern. Als wir
so den Grundriss festgestellt hatten, zeigte sich, dass wir auf das Hauptgebäude
eines römischen Gutshofes gestoßen waren. Dieses entspricht einem oft vorkommenden
Grundtypus, nämlich einer Portikusvilla mit zwei Eckrisaliten. Darunter
versteht man ein Gebäude mit mehr oder weniger vorspringenden Eckbauten (Risalite
), die durch einen überdachten Säulengang (porticus) miteinander verbunden
sind. An diese vordere Fassade schließt sich dann eine große rechteckige Raumeinheit
an, bei der es sich um eine überdachte Halle oder einen offenen Hof handeln
kann. Da im Schwörstädter Gebäude der betreffende Boden mit einer dicken Dachziegelschicht
bedeckt ist, kommt hier nur die erste Möglichkeit in Betracht.
Das aufgezeigte Bauschema wird bei dieser villa rustica etwas durchbrochen,
denn am östlichen Eckrisalit ist noch ein kleiner, fast quadratischer Raum von
3.40 x 3,10 m angebaut. Ungewöhnlich ist auch, dass sich in oder an diesem
Gebäude zwei Öfen und drei Feuerstellen befanden (diese sind im Plan mit O und
F bezeichnet) (Abb. 1).
Die villa rustica von Schwörstadt gehört zu den mittelgroßen römischen Anlagen
des vorderen Hochrheintals, denn ihre Frontseite misst rund 26.50 m, und ihre
Breite beträgt - ohne den kleinen Anbau - etwa 22 m.
Neben viel Keramik fanden wir in diesem Gebäude auch zahlreiche Eisengerätschaften
wie Haumesser. Messer, Dolche. Haken. Meißel. Schlüssel sowie Türoder
Schrankbeschläge. Darunter befand sich als schönstes Stück eine etwa 36 cm
lange Lanzenspitze, eine sogenannte Saufeder, die bei der Jagd auf Wildschweine
Abb. 4: Große und kleine Glocke. Haken. Meißel und Topfdeckel
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