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Menschen in dem schönen einzigen Thal voll Schmelen und Chettenblu-
men, lustigen Bächlein und Sommervögel, wo es immer duftet wie aus
einem unsichtbaren Tempel herausgeweht, und immer tönt, wie letzte
Klänge ausgelüttener Festtagsglocken mit beginnenden Präludien mengelirt
und verschmolzen, und wo ein jeder Vogel oberländisch pfeift, und jeder,
selbst der schlechteste Spatz ein Pfarrer und ein heiliger Evangelist ist, und
jeder Sommervogel ein gemutztes Chorbüblein, und das Weihwasser träufelt
unaufhörlich und glizert an jedem Halm .... Der Himmel lächle heiter
in euer Stüblein hinein, wo zwar selber einer ist. Aber eben deswegen.
Meine besten Grüße allen deinen Lieben. Von gutem Blut und Herzen euer
redlicher Fr.(eund) H."
1812-1842 Albrecht. Wilhelm Jakob, Pfarrer in Rötteln.
Geboren in Ihringen 1771 als Sohn eines Handelsmanns, studiert in Jena und
war dann Pfarrvikar in Leiselheim 1795, in Emmendingen und Malterdingen
1798 und wieder in Leiselheim. 1799 wurde er Pfarrer in Broggingen und
dann 1806 in Tüllingen, bevor er seine letzte Pfarrstelle in Rötteln 1812 bis
1842 antrat. Nach lOjährigem Ruhestand in Rötteln stirbt er dort 1852. Von
ihm sind in einem „Notabilienbuch", freilich in nicht leicht lesbarer Schrift,
die meisten Aufzeichnungen erhalten. In einer „Allgemeinen Chronik" berichtet
er über die weltgeschichtlichen Ereignisse jener Jahre und in einer
„Local-Chronik" über das Geschehen in seiner Gemeinde. Außerdem hat er
genau Buch geführt über bauliche Veränderungen an Kirche und Pfarrhaus,
über seine Bewirtschaftung der Pfarrgüter, über Grundaufschüttungen und
Mistfuhren, über das Setzen von Bäumen, über die Anlage neuer Rebstöcke,
z.B. ostwärts der Pfarrscheune, und über das Pflanzen neuer Traubensorten.
So habe er 1813 neue fremde Reben angepflanzt u.a. „Fontainblau", „Mos-
ler", „Muskateller" und „Roten Muskateller".
Auch über die Witterung, den Stand der Feldfrüchte, den Ertrag der Reben
nach Quantität und Qualität hat er regelmäßig berichtet. Das Jahr 1815 z.B.
sei wegen der Nachtfröste vom 17.- 20. April das schlechteste Weinjahr
(Ertrag nur ein halber Saum) gewesen .
Er war es auch, der den gewölbten Keller unter der Pfarrscheune hat bauen
lassen, dessen Kosten von ihm und seinen Nachfolgern in den nächsten
Jahrzehnten amortisiert werden mußten. Als 1839 die Maurer den Schlußstein
des Gewölbes eingefügt hatten, begrüßte er sie mit den Worten:
„Der Keller ist geschlossen,
kommt, Maurer, unverdrossen,
der Bauherr schenkt euch ein
den guten Röttier Wein,
so trinkt den Segen drein."
Er erzählt vom letzten Tumringer Juden Salomo Braunschweig, der „in dem
von Jud Meier herrührenden Haus" gewohnt habe und 1829 mit 3 Söhnen
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