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noch in jener Welt gültig ist, in der unsterblichen, in der unvergänglichen, Freude
und Güte, welche die Weisheit schenkt, die Tugend gewährt, die Frömmigkeit
ihren stillen Frauen dann in so reichem Maße zusteht. Und sie werden Euch zuteil
werden, diese Segnungen des Himmels. Wandelt nur den Weg der Ordnung und
Rechtschaffenheit mit unverrückter Treue, bestehet nur in dem heiligen Christentum
, bleibet treu der Lehre, die ich Euch verkündigte in den Grundsätzen des
Evangeliums, den Vorschriften Jesu Christi, unseres Herrn. Dann wird Euer stetes
Bemühen, Euer Streben nach dem Besseren und nach dem Unvergänglichen erst
erfolgreich sein. So erziehet denn nun Ihr Väter und Ihr Mütter Eure Kinder zur
Frömmigkeit und Tugend und lehrt sie durch Wort und Beispiel, daß sie Gott
fürchten und recht tun. Ihr Ehegatten, wohnet beieinander in Verträglichkeit und
Liebe. Ihr Kinder, seid gehorsam und dankbar Euren Eltern. Ihr Jünglinge, haltet
Euch nach Gottes Wort, fliehet die Laster der Jugend, damit Ihr Euern Weg
unsträflich geht. Ihr Jungfrauen, haltet Sittlichkeit und Herzensreinheit für Euern
schönsten Schmuck, Unschuld und Tugend für Euer höchstes Kleinod, Häuslichkeit
für Euer bestes Glück. Der Sünder bessere sich und der Gute fahre fort, auf
dem Wege zum Himmel immer fester und Jesus ähnlicher zu werden. Bei diesem
Sinn pflege und bewahre und erhalte Euch Gott. Dann wird es Euch wohl sein, in
Euerm Innersten wohl sein, wenn es Euch auch im Äußeren nicht immer wohl
ginge. Dann wird es Euch wohl sein unter allen Verwirrungen des Lebens, unter
allen Sorgen und Nöten und Leiden dieser Zeit, dann wird es Euch wohl sein,
wenn Ihr aufs Sterbebett kommt, wenn Ihr einmal hier abtretet ins Land des
Friedens, welches im heiligen Dunkel der Zukunft vor uns liegt. Denn hier ist
keine bleibende Statt. Darum bestehet also in dem Christentum, fürchtet Gott und
vertraut ihm mit kindlichem Herzen. Damit keine Sorgenvollen und Betrübten,
keine Kranken, Armen und Verlassenen Tränen des Murrens und der Verzweiflung
weinen, damit kein Glücklicher sich seines Glückes überhebe und undankbar
seines Gottes vergesse. O, es hat, was ich so oft Euch sagte, noch niemand gereut,
gut und fromm und ein treuer Bekenner Jesu Christi gewesen zu sein. Denn das
Evangelium von Jesus Christus ist noch immer eine Gotteskraft. Bestehet also in
dem Heiligen Geiste, Ihr Lieben, und Ihr werdet sicher dessen Kraft an Euch
erfahren. Euer Lebensglück wird sich dadurch mehren und Euer ewiges Glück fest
gegründet werden. O welche Freude für mich, wenn dieser Wunsch und diese
Hoffnung in Erfüllung geht. Ich scheide zwar von Euch, aber nicht so weit, um
auch in Zukunft noch ein teilnehmender Zeuge Eures Wandels und Eures Lebensglücks
zu sein. Oft noch werde ich unter frohen Rückerinnerungen an Euren
Wohnungen vorübergehen, oft mit manchem von Euch und den Eurigen zusammentreten
, oft von Euch und Euren Schicksalen hören. Und wenn ich dann höre,
daß es Euch wohlgeht, daß Ordnung, Sittsamkeit und Fleiß in Euren Häusern,
Friede und Eintracht in Euren Familien herrschen, daß Gottes Segen auf Euren
Geschäften und Unternehmungen wohnt, o wie wird dann mein teilnehmendes
Herz sich Eures Glückes erfreuen. Wie werde ich dann mit tiefer Rührung meines
Aufenthaltes hier bei Euch in dieser Wehmutsstunde gedenken, wo ich mit Trauer
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