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B.Oktober 1903
Bericht über den Besuch des Großherzogs
(Auszug)
Ein Tag voller Sonnenschein und froher Festesfreude liegt hinter uns. Jubelnd
jauchzten die Menschenmassen unserem vielgeliebten Fürstenpaare entgegen und
immer wieder brachen sich die brausenden Huldigungen Bahn, sei es beim festlichen
Empfang in den Dörfern und in der Stadt oder auf dem Weg von einem
Festort zum andern. Es war ein rühmlicher Wettstreit, der sich entspann, das
Schönste zu leisten in Ausschmückung von Haus und Straßen. All die unermeßliche
Liebe und Dankbarkeit für ein langes ruhmvolles und segensreiches Regiment
, alle Verehrung für das Herrscherhaus sprach aus den Ehrenpforten, den
Guirlanden, Kränzen und sinnigen Dekorationen, den Emblemen, Fahnen und
Wimpeln. Was Untertanentreue an äußerem Schmuck des Heims zu ersinnen
weiß, hier kam es zum Ausdruck. Es ist nicht möglich, alles das anzuführen, was
im einzelnen geleistet wurde. Es wurde alles in Liebe getan, und niemand schloß
sich aus, mochte es auch nur ein Kranz oder eine einfache Fahne sein an einem
Taglöhner- oder Arbeiterhause. Die Mannentreue erscheint an solchen Tagen auch
bei denen wieder, die im Kampf des Lebens wenig Gedanken für das Fürstenhaus
haben. Und das Fürstenpaar hat durch seine unermüdliche Leutseligkeit, Freundlichkeit
und Liebenswürdigkeit alle Herzen im Sturme erobert und noch lange
wird man im alten Markgrafenlande von diesen Tagen erzählen und manches
Auge freundlich aufleuchten in Erinnerung an die Worte, die Landesherr oder
Landesmutter mit ihm gesprochen. Dankbar wird man der Tage gedenken, da die
gesamte großherzogliche Familie in diesen schönen Herbsttagen voll milden Sonnenglanzes
unter uns weilte. Schon am frühen Morgen hörte man von Haagen her
den Donner der Böller, welche den Freudentag der Gemeinde ankündigten. Wahres
„Kaiserwetter" herrschte, erst gegen Abend war es merklich kühl. Die bangen
Fragen, die man an den Vortagen gehegt, sie waren zur allgemeinen Freude gelöst.
Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin, der Erbgroßherzog
und die Erbgroßherzogin trafen mit dem Extrazug von Basel kommend um
10.45 Uhr im Bahnhof Haagen ein. Zum Empfang hatten sich eingefunden Geh.
Regierungsrat Freiherr von Krafft-Ebing, Domänendirektor Reinhard, Karlsruhe
und Landeskommissär Fehrenbach, Freiburg. Nachdem Seiner Königlichen Hoheit
der Gemeinderat Haagen vorgestellt war, brachte Bürgermeister Müller von
Haagen in kernigen Worten einen kurzen Willkommgruß im Wiesental und in der
Herrschaft Rötteln auf die hohen Herrschaften aus und unterhielten sich dieselben
noch längere Zeit mit dem Gemeinderat und dem Vorstand des Frauenvereins.
Von Frau Bahnverwalter Mack und ihren drei Töchtern wurden den hohen Herrschaften
mit kurzen alemannischen Gedichten je ein Blumenstrauß mit Schleife,
gehalten in den badischen Landesfarben, überreicht. Ferner erhielten die Großherzogin
und die Erbgroßherzogin noch von den Töchtern des Kaufmanns Hippach
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