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dem naturgegebenen Baugrund und dem Menschenwerk der darüber aufwachsenden
Geschosse.)
Die Klassenzimmer werden durch Flure erreicht, wobei der Nordflügelflur zwischen
Straße und Zimmern liegt, der Ostflügelflur zwischen Zimmern und Hof.
Überlegungen zur Lärmbelästigung und Belichtung mögen diese Anordnung bedingt
haben. Der Bau mit seiner Turnhalle besitzt einen nicht symmetrischen
Winkelhakengrundriss. Die Gruppierung der einzelnen Baukörper ist nicht regelhaft
, sondern eben „von innen nach außen"' konzipiert.
Von der Industriearchitektur jener Jahre ist nicht mehr viel vorhanden. Bemerkenswert
ist das übriggebliebene Turbinenhaus der Finna Solvay, das an seiner
Giebelseite noch ein wenig den Jugendstileinfluss verrät (Abb. 15).
Werkswohnungen, Siedlungen, Genossenschaftshäuser
Der Bau von Wohnraum durch Firmen für ihre Arbeitskräfte setzte in unserer
Ecke schon früh ein. Im Wiesental vor allem sind noch eine ganze Anzahl von
Mietskasernen, so genannte Kost- oder Laborantenhäuser erhalten. Die menschenfreundlichere
Alternative zu diesen Häusern war das firmeneigene, oft durch Mietkauf
an die Bewohner übergehende Einfamilienhaus als Reihenhaus oder Doppelhaushälfte
.
Am Solvayplatz stehen zwei zweistöckige Reihenhausblöcke der Firma Solvay
aus dem späten 19. Jahrhundert, die an die so genannten Koechlinhäuser der Firma
KBC in Lörrach (ab 1856 an der Basler Straße) erinnern. Hier beschränkte man
sich auf das Notwendigste, um den meist kinderreichen Familien ein erschwingliches
eigenes Heim mit einem kleinen Gartengrundstück zur Verfügung stellen zu
können. Noch etwas bescheidener waren die aus Maschinenhäusern der Firma
Solvay umgebauten Werkswohnungen am „Schacht", deren Dächer wie bei Shed-
bauten aneinandergereiht sind.
Am Lindweg, schon im 20. Jahrhundert errichtet, stehen merklich anspruchsvoller
konzipierte Meisterhäuser (Abb. 16), die sorgfältig symmetrisch
gruppiert und jeweils mit einem Garten versehen wurden. Auf Einheitlichkeit
wurde ebensoviel Wert gelegt wie auf Abwechslung. Man hätte sich damals noch
nicht träumen lassen, dass in nicht allzu ferner Zukunft das Prinzip der Serienfertigung
architektonisches Ideal werden könnte. Die Wohnlichkeit, die dem bürgerlichen
Bauherrn jener Jahre so wichtig wurde, sollte hier auch den Arbeitern in
reduzierter Form zugute kommen. Fachwerk, Krüppelwalme und einladende, mit
Vorlauben versehene Hauseingänge vermitteln den Eindruck von heiterer Ländlichkeit
. Wie schön wäre es, wenn diese Häuser wieder ganz ihr originales Erscheinungsbild
bekommen könnten! Der Architekt dieser Häuserzeile stand unter
dem Einfluss der etwa seit 1900 aktiven Heimatstilbewegung, welche die historis-
tische Architektur bekämpfte und sich für ein Anknüpfen an die heimische Bauweise
der Zeit „um 1800" einsetzte. Das trifft auch auf die erst nach dem Welt-
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