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problemloses Unterfangen werden. Entsprechend euphorisch berichtete die Lokalpresse
etwa vom ersten geplanten Besuch einer schweizerischen Fußballmannschaft
in Lörrach nach 5 Jahren. Der FV Lörrach lud zum 10. August 1919
den damals als sehr spielstark geltenden FC Breite Basel auf den Sportplatz
beim Lörracher Wasserwerk ein. 181 Allerdings wurde aufgrund der politischen
Lage die Basler Mannschaft an diesem Tag nicht über die Grenze gelassen. 19'
Ebenfalls mit Problemen verbunden, aber von realem Wert für den Grenzverkehr
war dagegen die Wiedereröffnung des Badischen Bahnhofs in Basel für den
Transitverkehr zwischen dem Wiesental und den Hoch- und Oberrheinstrecken.
Und wenn man die ersten Jahre an der Grenze umsteigen musste, kam auch der
Eröffnung der Straßenbahnlinie Basel-Lörrach am 15. November 1919 für die
Bevölkerung große Bedeutung zu.20)
Sieht man von diesen Ereignissen ab, so mussten die Menschen vor Ort
schnell feststellen, dass die strengen Grenzkontrollen nicht auf die Kriegszeit
beschränkt blieben, sondern dauerhaft Bestand hatten. Nicht nur der Fernverkehr
, sondern auch der kleine Grenzverkehr wurde an Ober- und Hochrhein
überwacht. Zum Besuch im Nachbarland benötigte man einen Dauerpassierschein
, der Ort. Grund und Dauer des Grenzübertrittes festlegte. Selbst der Besuch
des Klavierunterrichtes in Basel war für ein Lörracher Mädchen in den
ersten Jahren nach Kriegsende nur nach der Überwindung bürokratischer Hindernisse
möglich. Zur Passierzeit legte das Grenzverkehrsamt West in Lörrach
am 22. Juli 1919 folgendes fest:
..Die Normalpassierzeit für Dauerpassierscheine und Tageskarten bleibt
7 Uhr abends, für Lebensmittelholer 5 Uhr abends. Zeitweilige Verlängerung
in besonderen Fällen wie Besuch von Kranken. Familienfesten
pp. können nur ausnahmsweise bei besonderer Begründung berücksichtigt
werden und ist jeweils beim Verkehrsamt unmittelbar die Erlaubnis
einzuholen."21'
Die Grenze hatte zu einer verstärkten Trennung der Menschen geführt. Aufgrund
des Krieges hatten sich jedoch auch die wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland
und der Schweiz gewandelt. Die Neutralität während des Krieges brachte der
Schweiz in der Folgezeit eine einigermaßen stabile Währung und einen funktionierenden
Handel ein. Die deutsche Wirtschaft hatte dagegen unter 4 Jahren Krieg sehr
zu leiden gehabt. Viele Produkte waren Mangelware, was am Rheinknie die Zahl
der Schieber und Schmuggler in die Höhe trieb. Es kam zu zahlreichen Zwischenfällen
, wenn professionell vorgehende Banden versuchten, aus der Schweiz Kaffee.
Zigaretten. Stumpen. Tee und Zucker herauszuschmuggeln. Das Oberbadische
Volksblatt berichtete am 25. März 1919, dass sich über 100 Personen in Basel in
Haft befinden würden. ..die beim Versuche, unberechtigterweise die schweizerischdeutsche
Grenze zu überschreiten, ertappt und festgenommen wurden." Der
Schmuggel sei deswegen ..ein ziemlich riskantes Handwerk."22'
Aufgrund des schwachen Kurses der Reichsmark gab es aber auch Warenverkehr
in die Gegenrichtung. Wie sehr die Grenze dabei bereits Abgrenzung und
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