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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 28
(PDF, 32 MB)
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Mathematikunterricht und versuchte im Pfarrhausgarten Eier auszubrüten. Früh
kam er dann aber als Schüler und Student nach Basel sowie später als Professor
nach Berlin und St. Petersburg. Seine Heimat sah er nie wieder. Und doch wurde
an seinem Grabe im fernen Russland festgehalten: ..[Er] hatte diesem ländlichen
Aufenthalte [in Riehen] .... wo überhaupt sich die Sitten langsamer als anderswo
verschlimmert haben. ... die Einfachheit des Charakters und jene Unbefangenheit
der Sitten zu danken, die ihn sein ganzes Leben durch ausgezeichnet ... haben."
Dass die Sitten allerdings nicht nur unbefangen blieben, geht etwa aus dem Pro-
zess gegen Anna Hauswirth (* 1724) hervor: Sie hatte versucht, ihren sie quälenden
und wohl untreuen Mann Samuel Wenk (1722-1789) mit Gift umzubringen.
Dafür köpfte man sie 1759.

Der Vater Paulus Euler, Anhänger einer vernünftigen Orthodoxie, erlebte in
Riehen schon 1716 frühe pietistische Regungen auf der Landschaft Basel. Diese
trugen erst separatistische, dann herrnhutische und schließlich kirchliche Züge.
Riehen wurde aber nicht wegen seiner eigenen .Stillen im Lande' zu einem glaubensmäßig
speziell geprägten Dorf. Dafür trugen die karitativen Gründungen des
.frommen Basel' in den Landgemeinden ein Jahrhundert später die Verantwortung
. Euler. ein Mann der Schule und der Ordnung, legte viele Register an, beispielsweise
das vorbildliche erste Familienbuch „Aarons Amtsschiltlein'* (1709),
auch führte er die Konfirmation ein (1730). baute in Riehen ein neues Schulhaus
(1731) und ließ ebenfalls in Bettingen Schule halten (1740). Im gleichen Sinn
nahm er die erste Volkszählung vor: Riehen hatte 1112 und Bettingen 233 Einwohner
(1731). Die Bevölkerung sank bis 1815 epidemiebedingt leicht auf 1088
beziehungsweise 193 ab, um dann von 1870 bis 1970 um 1078 Prozent in Riehen
und um deren 174 in Bettingen anzuwachsen. Seuchen traten übrigens immer
wieder auf, im 19. Jahrhundert versuchte man ihnen mit der Erstellung zusätzlicher
Brunnen zu begegnen.

Neue Bürger gehörten den Familien Stump (1704. von Schopfheim), Frei (1716.
in Bettingen. von Sissach). Löliger (1728, von Pratteln). Seckinger (1737. von
Binzen), oder Schweizer (1751, von Oberdorf bei Waldenburg) an. Die Zahl der
ausschließlich Landwirtschaft Treibenden ging, obwohl mit dem Spittelmatthof
(1765), dem .Hus by der Dorflinde' der Familie Singeisen (1779) und dem Fischerhaus
(1781/85) noch einmal stattliche und städtischen Neid erregende bäuerliche
Anwesen errichtet wurden, langsam zurück, während diejenige der in erster
Linie ein Handwerk Ausübenden zunahm. Die im übrigen Baselbiet bedeutende
Bandstuhlweberei, das Posamenten, spielte in Riehen keine, in Bettingen aber eine
wichtige Rolle. Für das 18. Jahrhundert sind Riehener Zünfte belegt, nämlich für
die Metzger, die Schuhmacher und die - eine prächtige Lade von 1769 besitzenden
- Küfer. Ebenfalls in diese Zeit Fielen die Gründungen von Fabriken in Lörrach
und Basel. Sie boten zum ersten Mal die Möglichkeit, aus der festgefügten
Berufswelt auszubrechen: Mit dem Indiennedrucker - Indienne war ein Baumwollstoff
- begegnet uns der erste Riehener Industriearbeiter. Auch entstanden die
ältesten Firmen: Das heutige Bauunternehmen Seckinger wurde als Maurerge-

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