http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0104
das gemalte oder noch im Entstehen begriffene Bild. Sie ist Modell. Muse. Geliebte
in einem. Gefährtin im schöpferischen Akt. Einmal mutiert das Thema ins
Symbolische: Hinter dem dominanten Kopf des malenden Künstlers wird die Frau
in den Hintergrund gedrängt und - wie im Zeitlupentempo - schiebt sich, hinter
dem Kopf des Malers, ein Totenschädel ins Bild (Abb. 4). Damit stellt Ibenthaler
sich in die Tradition von Böcklin und Thoma. Mit zunehmender Reife legen die
Bilder Zeugnis vom Selbstbehauptungsgefühl des Künstlers ab.
Doch nicht nur die Selbstbildnisse zeigen Ibenthalers Hinterfragung seines
Künstlerberufs; dies spielt sich auch in einer Reihe von Stillleben ab. Diese zeigen
den Arbeitstisch des Malers mit Palette. Pinsel. Farbtuben (Abb. 5): das Atelierfenster
, vor dem ein Becher mit Pinseln und eine Terpentinflasche stehen; ein
Malkasten neben Pinseln und Flasche. Die Farben auf der Palette, die Farbtuben
und Pinsel zeigen scheinbar die Vorbereitung zum Malakt. der in Wirklichkeit
aber schon abgeschlossen ist, denn wir sehen ja das fertig gemalte Bild. Diese
Bilder sind gleichzeitig Analyse und Synthese: sie legen die Bedingungen dar.
Abb. 6: Stillleben mit Flöte (Holzschnitt)
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