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und Frühgeschichte (damals noch mit Einschluss der Provinzialrömischen Archäologie
), Alte Geschichte, Klassische Archäologie und daneben noch Mittlere Geschichte
und Byzantinistik.
Sein besonderes Interesse galt dabei der frühmittelalterlichen Archäologie. Deshalb
beschäftigte er sich auch in seiner Münchner Dissertation von 1962 mit
diesem Thema, nämlich mit den Reihengräberfriedhöfen von Güttingen bei Radolfzell
und Merdingen am Tuniberg.
Während des Studiums erhielt Gerhard Fingerlin seine praktische archäologische
Ausbildung im keltischen Oppidum von Manching (Oberbayern), im spätrömischen
Kastell und frühmittelalterlichen Gräberfeld von Epfach (Lkr. Landshut/
Lech) sowie im frühmittelalterlichen Handelsplatz von Helgö bei Stockholm.
Seine erste selbstständige Grabung führte der junge Archäologe 1959 im Auftrag
des damaligen Staatlichen Amts für Urgeschichte Freiburg im alamannischen
Reihengräberfeld von Tiengen bei Waldshut durch.
In diesem Freiburger Amt wurde er 1963 dann auch wissenschaftlicher Assistent
und nach seiner Ernennung zum Konservator (1970) im Jahre 1971 dessen Leiter.
Als im selben Jahr das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg neu eingerichtet
wurde, übernahm er in Freiburg die Leitung des Referats Bodendenkmalpflege,
das später in „Archäologische Denkmalpflege" umbenannt wurde. 1972 erfolgte
dann seine Ernennung zum Oberkonservator und 1993 zum Hauptkonservator.
Im Wintersemester 1993/94 erhielt Dr. Fingerlin seinen ersten Lehrauftrag an
der Universität Freiburg, von der er in Würdigung seiner großen Verdienste um
die archäologische Bodenforschung 1996 zum Honorarprofessor ernannt wurde.
Als Schwerpunkte seiner Arbeit nannte Gerhard Fingerlin in seiner Abschiedsansprache
folgende hochkarätige Entdeckungen bzw. Grabungen:
- das frührömische Legionslager in Dangstetten am Hochrhein, wo von etwa 15-10
v. Chr. Teile der 19. Legion des Kaisers Augustus stationiert waren und das als
ältester Stützpunkt der Römer im rechtsrheinischen Deutschland gilt.
- die Villa urbana von Grenzach mit ihrer qualitativ einzigartigen Wandmalerei
- die sechs römischen Brunnen aus Lahr mit ihrem reichen botanischen Inhalt
- das große frühmittelalterliche Gräberfeld von Hüfingen auf der Baar, wo in 25
reich ausgestatteten Kammergräbern anhand der Funde die Entwicklung einer
alamannischen Adelsfamilie über mehrere Generationen verfolgt werden konnte.
- die in einem anderen Kammergrab bei Hüfingen gefundenen zwei Silberscheiben
mit den ältesten christlichen Bildern unseres Landes.
Besonders zu erwähnen ist hier auch noch die bisher längste Runeninschrift auf
einem Holzstab aus dem Neudinger Königshof, womit der damals erste Nachweis
einer schriftkundigen Frau des 6. Jahrhunderts erbracht wurde.
Weitere wichtige Entdeckungen gelangen mit dem Auffinden römischer Militärplätze
in Riegel, Sasbach, Zunsweier. Rammersweier sowie der spätrömischen
Castra (Lager) und Brückenköpfe von Breisach. Jechtingen und Rheinheim.
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