http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0186
Schließlich berichtete Giselher Haumesser über die Geschichte der Stadt. Offenbar
gab es an diesem Ort bereits in der Jungsteinzeit und der La Tene-Zeit (5. Jh.
v. Chr.-l. Jh. n. Chr.) menschliche Siedlungen. Aus der keltischen Zeit fand man
vor etwa zehn Jahren bei Liel mehrere Gruben, in denen Eisenerz verhüttet wurde.
776 wird Kandern erstmals erwähnt in einer Urkunde des Klosters Lorsch (bei
Worms). Die Klöster St. Alban und St. Blasien hatten in der Umgebung von
Kandern große Besitzungen.
Markgraf Hermann der Jüngere von Hachberg erwarb 1232 den Sausenberg
vom Kloster St. Blasien und erbaute die Sausenburg, die bis 1678 bestand. 1315
kamen die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg in den Besitz von Rötteln. und
1444 fiel ihnen auch die Herrschaft Badenweiler zu. damit entstand bekanntlich
das Markgräflerland.
Die Eisenverarbeitung spielte vom 16.-19. Jh. eine große Rolle in Kandern.
1847 stellte man 12 000 Ztr. Roheisen her und beschäftigte 200 Bergleute.
Giselher Haumesser schilderte die weitere Entwicklung von Kandern über die
Reformation, den 30-jährigen Krieg bis zur Gegenwart.
Beim anschließenden Rundgang lernten die Tagungsteilnehmer die malerische
Stadt auch in ihren versteckten Winkeln kennen.
Eine Gruppe wurde von Helga Farnsworth geleitet, die andere von Volker
Scheer. Über den Friedhof mit der Kapelle von 1825 ging es zum Gelände der
ehemaligen Tonwerke, die leider nicht mehr produzieren, obgleich hier im Boden
Lehm und Ton vorkommen. Die Firma Wiekor aus Österreich hat den Vertrieb
auswärts hergestellter Ziegel übernommen.
Es geht mit diesem Industriezweig wie mit dem Eisenwerk, das im 16. Jahrhundert
eine Blütezeit erlebte und dann stillgelegt wurde.
Noch in Betrieb ist die Tonwarenfabrik Kammüller, die vor einem Monat durch
Verbindung mit einem Nürnberger Unternehmen zur „Kanderner Feuerfest
GmbH" wurde. An diesen Gebäuden kam die Gruppe vorbei auf dem Weg zur
evangelischen Stadtkirche, die gerade ihr 175-jähriges Jubiläum gefeiert hat.
Weinbrenner hat sie geplant, aber sie wurde erst ein Jahr nach seinem Tode, 1827,
fertiggestellt und eingeweiht. Die Eingangsfassade ist geometrisch klar gegliedert
und wird von einem quadratischen Turm mit farbigem Pyramidendach überragt.
Beim Betreten des Innenraums ist man erstaunt über die Sachlichkeit, die dem
klassischen Stil entspricht. Zwei Doppelemporen ohne Schmuck rahmen links und
rechts das Längsschiff ein und betonen die Größe der Kirche.
Der Marktplatz schloss sich an, außerdem kam man am alten Schulhaus, am
Heimat- und Keramikmuseum sowie am alten Rathaus und mehreren Handwerkerhäusern
vorbei. Den Abschluss bildete der harmonische Blumenplatz , auf dem
früher Viehmärkte stattfanden, heute der Töpfermarkt im September.
Im Restaurant „Ochsen" wurde ein sehr gutes Mittagessen freundlich und
schnell serviert. Danach gab es Regularien und Neuwahlen, über die im vorliegenden
Band unter dem Titel ..Mitgliederversammlung" separat berichtet wird. Am
Nachmittag fuhr man mit PKW zuerst nach Holzen, dann nach Sitzenkirch.
184
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0186