http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0014
in der Stadtgeschichtsforschung mehr Aufmerksamkeit erfahren - neben den
großen, die schon seit langem als Leuchttürme des Fortschritts auf dem Weg
in die Moderne gelten. Wenn man den Blick auf den Südwesten des Reiches
richtet, so interessierte sich Gerhard Fouquet für das Thema Stadt, Herrschaft
und Territorium, als er 1993 ritterschaftliche Kleinstädte Südwestdeutschlands
an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit untersuchte (Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins 141, 1993), und ein Jahr später erschien der von Kurt
Andermann herausgegebene Ettlinger Tagungsband „Landesherrliche Städte in
Südwestdeutschland". Doch bereits 1968 legte Kuno Drollinger eine Arbeit über
„Kleine Städte Südwestdeutschlands als Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
der Städte im rechtsrheinischen Teil des Hochstifts Speyer im Mittelalter
und in der frühen Neuzeit" vor. Unmittelbar auf den hier interessierenden
südlichen Oberrhein bezogen schrieb indes Jürgen Treffeisen in den achtziger
Jahren seine von Hagen Keller in Freiburg betreute Dissertation über „Die Breisgaukleinstädte
Neuenburg, Kenzingen und Endingen in ihren Beziehungen zu
Klöstern, Orden und kirchlichen Institutionen während des Mittelalters" (1991).
Diese Arbeit von Treffeisen und weitere Arbeiten von ihm standen bei der thematischen
Gestaltung der Neuenburger Tagung Pate, zu der er auch die entscheidende
Anregung gab.
Wenn man einen Blick auf die im Tagungsband behandelten Themen und Fragestellungen
wirft, so fällt unschwer auf, daß die Stadt Neuenburg mit drei Beiträgen
daran den Hauptanteil hat, nicht nur weil die Stadt Gastgeberin war, sondern auch
weil sie am Rhein als Brückenkopf zwischen dem Breisgau und dem Elsaß fungiert
hat - übrigens nicht nur im Mittelalter, sondern auch heute - und weil sie zudem
noch in südliche Richtung zu Basel hin Kontakte hatte. Zunächst geht es im
Beitrag von Thomas Zotz über „Rinka-Neuenburg. Zum alten Umfeld einer neuen
,Burg' des 12. Jahrhunderts" um die vom Namen Neuenburg her naheliegende
Frage, ob es eine Vorgängersiedlung gegeben hat. Damit kommt die von Heinrich II.
lizenzierte Marktgründung Rinka aus der Zeit um 1000 in den Blick, darüber
hinaus wird nach den herrschaftlichen Rahmenbedingungen von Neuenbürgs Anfängen
im späten 12. Jahrhundert gefragt. Unter Auswertung des in Bearbeitung
befindlichen Stadtkatasters von Neuenburg entwirft Bertram Jenisch in seinem
Beitrag „Die historische Topographie von Neuenburg im Spiegel archäologischer
Quellen" ein Bild von der mittelalterlichen Stadt, die durch die Einwirkung des
Rheins immer wieder hart betroffen wurde und von daher von archäologischer
Seite nur begrenzte Erkenntnismöglichkeiten bereithält. Die Untersuchung von
Eva-Maria Butz zum Thema „Die Herrschaftsbildung der Grafen von Freiburg im
südlichen Breisgau und ihr Anspruch auf die Stadt Neuenburg" arbeitet den Stellenwert
der Stadt für die Freiburger Grafen als Nachfolger der Zähringer im 13.
Jahrhundert in der Auseinandersetzung einerseits mit dem Staufer Friedrich II., andererseits
mit König Rudolf von Habsburg heraus. Dabei wird u. a. die Frage des
Verhältnisses zwischen Stadtherrn und Bürgerschaft einer kleinen Stadt gestreift,
die in diesem Band an anderer Stelle eigens thematisiert ist.
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