http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0015
Da das noch im 13. Jahrhundert Reichsstadt gewordene Neuenburg fürderhin
die längste Zeit seiner mittelalterlichen Geschichte als Pfand in Händen der Habsburger
war, verdienen dieses Fürstenhaus und seine Territorialpolitik am südlichen
Oberrhein nähere Aufmerksamkeit. Dies behandelt Andre Bechtold in seinem
Beitrag „Die Bergstadt Münster und die habsburgische Herrschaftsbildung am
Oberrhein im 14. und 15. Jahrhundert". Mit Münster ist durch eine großangelegte
Grabung des Landesdenkmalamts eine kleine, aber wegen des Silberbergbaus im
Tal von St. Trudpert bedeutsame und für Herrschaftsträger wie die Habsburger attraktive
Stadt des spätmittelalterlichen Breisgaus wieder ins Licht gerückt worden.
Räumlich eng benachbart und mit der Stadt Münster im 13. Jahrhundert über das
Vogteirecht verbunden war die Herrschaft der Herren von Staufen, deren Burg und
Stadt Gegenstand des Beitrags von Boris Bigott sind. Die verhältnismäßig späte
Markt- und Stadtgründung von Staufen zu Beginn des 14. Jahrhunderts erscheinen
dabei als Versuch der Kompensation für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in
welche die Herren von Staufen durch den habsburgischen Zugriff auf das lukrative
Münstertal gebracht worden sind.
Mit den Herren von Üsenberg, deren Burgen- und Städtepolitik im 13. Jahrhundert
die Untersuchung von Ansel-Mareike Andrae-Rau gewidmet ist, gerät
eine Adelsfamilie in den Blick, die damals neben den Grafen von Freiburg zu den
bedeutendsten Herrschaftsträgern im Breisgau zählte. Burgen- und Städtepolitik
erscheinen hier in engem Zusammenhang zum einen mit der Position der Familie
nach dem Aussterben der Zähringer, zum anderen mit der Geschichte des Hauses,
der unterschiedlichen Parteinahme seiner Mitglieder in der staufisch-päpstlichen
Auseinandersetzung um die Mitte des 13. Jahrhunderts.
In seinem Beitrag „Die Herren von Rappoltstein, ihre Stadt und die Reben" skizziert
BenoTt Jordan die Beziehungen zwischen Herrschaft und Stadt am Beispiel
einer einflußreichen Adelsfamilie im südlichen Elsaß vom 13. bis 15. Jahrhundert.
Die Auswertung des Rappoltsweiler Statutenbuches von 1403 gewährt dabei anschauliche
Einblicke in das rechtliche und wirtschaftliche Leben der Stadt, die für
die Herrschaft im Vergleich zu anderen Einkünften, voran dem Weinbau, allerdings
einen eher geringen Stellenwert hatte.
Die Bürger kleinerer Städte und ihr Handlungsspielraum untersucht Martina
Stercken in ihrem Beitrag „Bürger als Akteure: Zum Verhältnis von habsburgischen
Landesherren und ihren Städten zwischen Oberrhein und Alpen im 13. und
14. Jahrhundert". Die gegenüber der vorherrschenden Beurteilung von kleinen
Städten als Herrschaftsobjekt veränderte Blickrichtung läßt ein deutliches Maß an
Eigenständigkeit auch der Bürger solcher Städte deutlich werden.
Der wirtschaftsgeschichtlichen Seite gelten schließlich die Ausführungen von
Tom Scott zum Thema „Städte und Märkte im spätmittelalterlichen Breisgau zwischen
wirtschaftlicher Konkurrenz und Umlandsicherung". Hier geht es um die
Frage, welchen Beitrag die mittleren und kleineren Städte und Märkte am Oberrhein
zum ursprünglichen Wachstum und zur Blüte dieses Wirtschaftsraums wie
auch zum späteren Niedergang der oberrheinischen Wirtschaft geleistet haben.
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