http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0029
Klostervogtei der Üsenberger stehende Rinka seine (je begonnene?) Funktion als
Marktort verloren hat und verödet ist. Im Privileg König Friedrichs III. von 1442
erscheint dann die Stadt Sulzburg im Besitz eines Wochenmarktrechts „von alters
her", worauf Jürgen Treffeisen hingewiesen hat78. Spätestens mit der Gründung
Neuenbürgs dürfte für Rinka die letzte Stunde geschlagen haben, wahrscheinlich
aber ist aus uns nicht greifbaren Gründen der Markt wie andernorts gar nicht richtig
in Gang gekommen. Hat hier vielleicht der Rhein seinen Teil dazu beigetragen?
Es gibt zwar wertvolle Hinweise auf Rinka (Renkenacker, Renkenrunz) aus späterer
Zeit, aber damit ist, wie noch einmal zu betonen ist, nicht die Lage des Ortes
selbst bezeichnet.
Nahm nun, um die anfänglich aufgeworfenen Fragen aufzugreifen, der Ortsname
,Neuenburg' Bezug auf eine ältere ,Burg' im Sinne eines befestigten zentralörtlichen
Platzes? Manches spricht dafür anzunehmen, daß das Umfeld von
Neuenburg, wie es sich in der historischen Überlieferung und im Gewand der
Orts- und Flurnamen zu erkennen gibt, bei der Namengebung für diesen Ort eine
Rolle gespielt hat: eine neue Burg/Stadt mit Bezug auf eine ältere befestigte Anlage
, vielleicht auf Rinka. Die andere Frage nach der Bedeutung der Lage am Rhein
dürfte sich klarer beantworten lassen: Der im frühen 11. Jahrhundert geplante klösterliche
Handelsplatz wurde bewußt am Rhein, der wichtigen Wasserstraße, und
noch dazu an einer Furt plaziert, und Neuenburg, die ,neue Stadt', wurde genau
an derselben Stelle gut anderthalb Jahrhunderte später gegründet. Die passivische
Ausdrucksweise drängt allerdings die Frage auf, wer Initiator dieser Gründung
war.
Die Anfänge Neuenbürgs
In der Frage des Stadtgründers ist sich die Forschung, wie schon eingangs angesprochen
, nicht einig, und so ergeben sich erneut Probleme mit Neuenbürgs
Frühgeschichte, nachdem bereits seine Vorgeschichte solche bereit hält. Auf den
Punkt gebracht heißt dies: Haben die Zähringer Neuenburg ins Leben gerufen oder
die Staufer? Während lange Zeit unstrittig war, vor allem mit Blick auf eine ausführliche
„Gründungsnotiz" im Güterbuch der Zisterzienserabtei Tennenbach aus
dem frühen 14. Jahrhundert, daß Herzog Berthold IV. von Zähringen Neuenburg
zwischen 1170 und 1180 initiiert hat79, sind immer wieder, vor allem in jüngerer
Zeit, Stimmen laut geworden, daß die Zähringer nichts mit der Gründung der Stadt
zu tun gehabt hätten - vor allem mit dem Argument, daß die Notiz im Tennenbacher
Güterbuch kein Vertrauen verdiene80. Statt ihrer kamen die Staufer ins Spiel.
Dabei stützte man sich auf den Erwerb der reich dotierten Burg Badenweiler durch
Friedrich Barbarossa aus dem Heiratsgut von Heinrichs des Löwen Gattin dementia
im Jahre 1158, womit der Kaiser in der Tat seinen Fuß ins rechtsrheinische
Zähringerland am Oberrhein, das den Breisgau und die Ortenau umschloß, zu setzen
versuchte81. Barbarossa mochte damals von dem Gedanken geleitet gewesen
27
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0029