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Fundus ipsius civitatis fuit nostri monasterii et fuit grangia et puteus
in grangia, ubi iam est civitas sita, quod predium cum suis universis
appendiciis et fundum emimus et emerunt antecessores nostri a duce
Berhtoldo pro 30 marchis. Cum autem per decennium amplius idem
predium possedissent sine interrumpcione quite (!), visum fuit duci ita
sibi expedire, quod eiectis monachis violenter civitatem construeret et
factum est ita. Ulis autem super iniuria sibi illata Romam appellantibus
Alexander papa, qui tunc presidebat, inter eos et ducem ita composuit,
ut quecumque essent extra muros ad ipsos pertinencia, idem monachi
quiete possiderent, et ius patronatus in eadem ecclesia perpetuo possi-
derent. Sed nichil eorum, que ad composicionem pertinebant, servatum
est eis, nam neque ius patronatus neque aliud quidquam poterunt (!)
obtinere.
„Der Grund und Boden der Stadt (Neuenburg) hat unserem Kloster gehört
, und es gab einen Wirtschaftshof und einen Brunnen darin, wo jetzt
die Stadt gelegen ist. Dieses Gut mit allem seinen Zubehör haben wir
bzw. unsere Vorgänger von Herzog Berthold (IV. von Zähringen) gekauft
. Nachdem sie aber mehr als ein Jahrzehnt lang dasselbe Gut ohne
Unterbrechung und in aller Ruhe besessen hatten, erschien es dem Herzog
dienlich, die Mönche gewaltsam zu vertreiben und dort eine Stadt
zu errichten. Und so geschah es. Als jene aber wegen des ihnen zugefügten
Unrechts nach Rom appellierten, hat Papst Alexander (III.), der
damals im Amt war, zwischen ihnen und dem Herzog derart vermittelt,
daß die Mönche alles, was außerhalb der Mauern ihnen gehörte, ungestört
besitzen und auch das Patronatsrecht an der Kirche auf immer innehaben
sollten. Doch nichts von dem, was Gegenstand des Vergleichs
war, ist erhalten geblieben, und sie konnten weder das Patronatsrecht
noch irgend etwas anderes halten."
Johannes Zenlin, der Verfasser des Güterbuches89, leitet unmittelbar nach dieser
Gründungsnotiz zur Aufnahme des zwischenzeitlich in Neuenburg käuflich erworbenen
Klosterbesitzes über. Was ist gegen diese Darstellung zur Stadtgründung
durch Herzog Berthold IV. von Zähringen eingewandt worden? Vor allem Berent
Schwineköper hat in einem wichtigen Beitrag zu Tennenbach, in dem er die Rolle
der Zähringer bei der Gründung des Klosters um 1160 mit Recht zugunsten der
Grafen von Nimburg und anderer Breisgauer Adelsfamilien eingeschränkt hat90,
einige Argumente vorgebracht: Berthold IV. sei, anders als sein Sohn Berthold V,
der „letzte Zähringer"91, nicht grundsätzlich gegen die Förderung des Zisterzienserordens
eingestellt gewesen, wie seine Klosterpolitik in Burgund (Hauterive,
Frienisberg) zeige92. Über bestehende Rechte von Klöstern habe er sich nicht
entschädigungslos hinweggesetzt; dies werde am Fall Freiburgs im Üchtland deutlich93
. Hier hatte nach Aussage einer Urkunde von 1177/78 ein Viertel des Grund
und Bodens der von Berthold IV. gegründeten Stadt dem Kloster Peterlingen,
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