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schaftshof, Fuß zu fassen. Dabei handelte es sich, wie oben angesprochen96, um
nichts weniger als einen wichtigen Rheinübergang. Welchen Grund aber gab es für
das Kloster Tennenbach, gerade dort Besitz zu erwerben? Tennenbach stand, wie
für die Zisterzienser allgemein galt, in Abhängigkeit von einem Mutterkloster97.
Dieses war - anfangs - Lützel im Jura westlich von Delemont. Ein Blick auf die
Karte vom Oberrhein zeigt nun, daß der Weg zwischen Lützel und Tennenbach
bei Neuenburg über den Rhein führte oder führen konnte (Abb. 9). So gründet das
unverkennbare frühe Interesse Tennenbachs an einer Position bei diesem Rheinübergang
wohl in dem Bedürfnis, mit dem Mutterkloster über eine bequeme Reiseverbindung
Kontakt halten zu können.
Wenn eben davon die Rede war, daß Tennenbach anfangs von Lützel abhängig
war, so blieb dies keineswegs auf Dauer so. Um 1180 vollzog sich hier nämlich
eine bemerkenswerte Veränderung, indem das stauferorientierte Zisterzienserkloster
Salem auf Tennenbach Einfluß gewann und bald Lützel als Mutterkloster
ablöste98. Es liegt auf der Hand, daß Berthold IV. über dieses staufische
Einfallstor im nördlichen Breisgau nicht erfreut war - und wenig später mußte er
überdies erleben, daß sich Heinrich VI. gar auf dem stolzen Breisacher Münsterberg
mit der halben Stadtherrschaft positionierte99. Möglicherweise hat gerade diese
Entwicklung mit dazu beigetragen, daß Berthold nun seinerseits ein neues herrschaftliches
Zeichen im Breisgau setzen wollte - und welcher Platz kam da besser
in Frage als der Rheinübergang ins (staufisch geprägte) Elsaß bei Rinka. Wenn die
Zähringer über diesen verkehrsgeographisch wichtigen Ort am Rhein verfügt und
dort auch Besitz gehabt haben, so rührte dies vielleicht von der Breisgaugrafschaft
her, die sie bis ins späte 11. Jahrhundert innehatten, bevor diese an die Markgrafen
von Baden bzw. Hachberg fiel100. Es mag - durch die Intervention Tennenbachs
bei Alexander III. - durchaus zu einem Entschädigungsmodell gekommen sein;
dessen Umsetzung hätte dann Berthold IV. in dem Maße ignoriert, indem sich
Tennenbach der staufischen Seite zuwandte.
Daß die an dieser Stelle gegründete Stadt Neuenburg an einem ebenso neuralgischen
wie attraktiven Punkt saß, geht aus dem massiven Interesse Friedrichs II.
an Neuenburg hervor, das er den zähringischen Besitznachfolgern im Breisgau,
den Grafen von Urach-Freiburg, erfolgreich entwand101. Die Verfügung Friedrichs
II. über Neuenburg, dessen Status als Reichsstadt, die Ummauerung durch
den Schultheißen Wöflin von Hagenau, wie aus der Chronik des Vogesenklosters
Senones zu erfahren ist102, - all das sind im übrigen keine Argumente für die Staufer
als Stadtgründer von Neuenburg, wie sie Karl Weller in seinem bekannten Beitrag
über die staufische Städtegründung eingesetzt hat103. Dazu hat bereits Winfried
Studer Stellung genommen und die Argumentation Wellers entkräftet104.
Zum Schluß ist noch einmal auf den Namen Neuenburg zurückzukommen: Es
gab, wie bereits eingangs angesprochen, noch einen anderen Ort dieses Namens,
Nimburg im nördlichen Breisgau. Mangels eindeutiger Lageangabe sind manche
Belege nicht eindeutig zuzuordnen, und das gilt gerade für die Frühzeit Neuenbürgs
am Rhein im späten 12. Jahrhundert. Da das Kloster Tennenbach nach
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