http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0035
Für Nimburg ließe sich ins Feld führen, daß in der sogenannten Gründungsnotiz
zum Kloster Tennenbach von angeblich 1161 unter den Zeugen als erster ein
Bertholdus comes de Novo Castro erscheint, Graf Berthold II. von Nimburg, der
von Schwineköper als maßgeblicher Förderer der Gründung Tennenbachs ausgemacht
worden ist107. Man muß allerdings dazu sagen, daß diese Notiz gewiß nicht
zeitgenössisch ist, sondern in der vorliegenden Form erst im 13. Jahrhundert entstand
. Insofern existiert hiermit kein sicherer Beleg für das 12. Jahrhundert.
Was spricht für Novum Castrum als Neuenburg in der Papsturkunde von 1178?
Man könnte sagen, die lateinische Namensform selbst. Sie begegnet nämlich
mehrfach seit dem zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhundert neben der deutschen
Variante als Name der Stadt108. Ein schönes Beispiel ist die Urkunde des Conradus
dictus de Basilea civis Novicastri civitatis (Konrad, genannt von Basel, Bürger von
Neuenburg), verhandelt apud Novumcastrum]m. Man gewinnt den Eindruck, daß
dieser Name mit einem gewissen Stolz geführt wurde.
In der Besitzliste der Papsturkunde von 1178 steht Novum Castrum wie ein
Fremdkörper zwischen den anderen volkssprachlichen Ortsnamen wie Muoter-
stegen, Muospach oder Friburc, zugegebenermaßen alles Orte im nördlichen
Breisgau, aber es läßt sich wohl ein Grund benennen, weshalb Tennenbach gerade
in der Frühzeit im mittleren Breisgau an Besitz interessiert war, wie Zenlins Eintrag
im Güterbuch unter Neuenburg belegt: der Rheinübergang auf dem Weg zum Mutterkloster
Lützel. Im übrigen wird durch das Privileg Papst Innozenz' III. von 1209
früher Besitz des Klosters auch in dem Neuenburg benachbarten Ort Zienken belegt,
dessen Nennung hier unmittelbar auf den Besitztitel Novum Castrum folgt"".
Was schließlich Novum Castrum als lateinische Form zu Neuenburg betrifft, so
braucht es nicht allzusehr zu verwundern, daß im späten 12. Jahrhundert, der Gründungszeit
der Stadt, der Bestandteil ,Burg' im Namen Neuenburg mit Castrum wiedergegeben
worden ist. Damals begann man bereits, Burg und Stadt semantisch voneinander
zu trennen, so daß das Namensglied ,Burg' wie eine Adelsburg behandelt
und mit Castrum latinisiert wurde. In ähnlicher Weise konnte auch um die Mitte des
13. Jahrhunderts, als die Tennenbacher Gründungsnotiz ihre heutige Form erhielt1",
ein Graf Berthold von Nimburg als de novo Castro auf den Plan treten; dabei wurde
Castrum vielleicht auf seine Adelsburg bezogen, obwohl der Ortsname Nimburg, wie
wir gesehen haben, damit ursprünglich gar nichts zu tun hatte.
Schluß
Um zusammenzufassen: Der auffällige Name der Stadt Neuenburg, der möglicherweise
auf eine ältere ,Burg' anspielt, ließ uns die Frage nach dem alten
Umfeld von Neuenburg stellen. Dabei hat sich gezeigt, daß dieses Umfeld mit
den zwei von ihrem Namen her auffälligen Siedlungen Steinenstadt und Rinka
einen ganz besonderen Charakter hatte. Von diesen existiert die eine, Steinenstadt,
noch heute, während die andere, Rinka, verschwunden ist und nur in Flur- und
33
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0035