http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0049
Hauptstraße. Das Ende dieser Straßenflucht wurde im Osten durch ein weiteres
Tor (Bereich Müllheimer Straße/Einmündung Oelgasse) und im Westen durch das
sogenannte Rheintor (Verlängerung Schlüsselgasse) markiert.
Älter als die Stadtbefestigung ist möglicherweise die ehemalige zähringische
Burg in Neuenburg, auf die Alfons Zettler hingewiesen hat9. Ihre erste unzweifelhafte
Erwähnung stammt von dem Chronisten Mathias von Neuenburg. Demnach
erhob nach dem Tod Graf Konrads von Freiburg 1271 dessen Sohn Heinrich vergeblich
Anspruch auf diese Burg. Der von den Bürgern der Stadt herbeigerufene
Bischof von Basel verschaffte sich Eingang in die Burg und brach sie. Aus den
Schriftquellen erfahren wir lediglich, daß diese Burg im Südwesten der Stadt, nahe
des Rheins beim Obertor lag. Ihre Lage wurde der Burg bei den verheerenden
Hochwassern zum Verhängnis.
Wie für Freiburg im Breisgau, Villingen, die westliche Oberstadt von Burgdorf
und Freiburg im Üchtland kann auch für Neuenburg am Rhein ein Stadtbachsystem
auf den Straßen erschlossen werden. Dazu später mehr.
Grundlage der städtischen Wirtschaft war der Wochenmarkt, der die Stadt zum
regionalen Zentrum machte. Im Stadtrecht von 1292 und erneut 1415 durch König
Maximilian ist dieses Marktrecht belegt10. Der Markt wurde auf der breiten, von
Nord nach Süd verlaufenden Marktstraße abgehalten, an der die Verkaufstände der
Handwerker lagen, die in Bereiche gegliedert waren. Bei der Metzig standen die
Fleischbänke der Metzger". Die Bäcker verkauften ihre Waren an der urkundlich
belegten Brotbank12. Eigens ausgegrenzt war der sogenannte Fischmarkt, der seit
dem 14. Jahrhundert erwähnt ist13. Am Markt gab es auch Verkaufsstände für Kleider
und Tuch (watlouben) einheimischer Händler {watman)u. Bei dieser Einrichtung
muß es sich um eine große überdachte Laube gehandelt haben, da 1343 unter
der watlouben eine Urkunde ausgestellt wurde15. Im Umfeld des Marktes standen
ferner das Salzhaus sowie das Kornhaus. Das dort gelagerte Getreide konnte in der
unmittelbar vor dem Niederen Tor, nahe des Rheins gelegenen Mühle gemahlen
werden (Abb. 5).
Innerhalb der Mauern entstanden zahlreiche kirchliche und klösterliche Bauten
und Einrichtungen. Der bedeutendste Bau war wohl das ehemalige Münster, das
- vom Kirchhof mit Priesterhäusern und Kaplanei umgeben - am Westrand der
Stadt lag. Wie bereits erwähnt, fiel es dem Hochwasser zum Opfer. Beim Oberen
Tor bestand unweit davon die an die Stadtmauer grenzende Kommende der Johanniter
. Im nordöstlichen Stadtviertel lag das Franziskanerkloster, das vor der Mitte
des 14. Jahrhunderts in Urkunden faßbar wird. Die Dominikaner besaßen bei der
Kirche ein Haus (habitatio), wo sie vermutlich eine Bettelstation unterhielten.
Nördlich des Münsters erstreckte sich das in den 1280er Jahren erstmals genannte
Heiliggeistspital, ein größerer Gebäudekomplex, der unter anderem eine Scheuer
und eine Trotte beherbergte. Zwischen Metzger- und Schlüsselgasse lag ein 1374
gegründetes Beginenhaus. Zahlreiche Klöster hatten Niederlassungen und Besitz
in der Stadt, so das Zisterzienserkloster Tennenbach und die Frauenzisterze Günterstal
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