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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 55
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0057
schlössen wurde (Abb. 8). Der zugehörige 17 m lange und 7 m breite Wohnbau
war mit seiner Schmalseite zur Metzgerstraße hin orientiert. Das Gebäude besaß
einen doppelstöckigen Keller, der nur teilweise vom modernen Trümmerschutt
freigeräumt werden konnte. Die Mauern waren uneinheitlich und wiesen auf
verschiedene Zerstörungen und Instandsetzungen hin. Auffallend waren die Reste
von großen, abgearbeiteten Konsolsteinen aus Buntsandstein im Abstand von etwa
70 cm, die wohl ursprünglich eine Balkendecke getragen haben.

Neben dieser spätmittelalterlichen Hofstelle wurden noch vereinzelte weitere Befunde
im Bereich der Baustelle dokumentiert. Im Westen des Untersuchungsgebietes
lag eine ovale, mit Trockenmauerwerk ausgekleidete Latrine, die im 14. Jahrhundert
angelegt und nach Ausweis des Fundmaterials im 14. Jahrhundert verfüllt wurde.

In der Südwestecke des Grabungsareals fand sich unter einer modernen Abfall-
grube eine ältere Grube. Südlich davon fand sich zur Metzgerstraße hin der Rest
eines Pflasters, das 1,43 m unter dem heutigen Straßenniveau lag.

Von überregionaler Bedeutung ist der Hinweis auf einen in Neuenburg ansässigen
Töpfer. In Schriftquellen ist belegt, daß es am Ort Hafner gab, die ihre Produkte
auch jenseits des Rheins in den Städten Mülhausen, Ensisheim und Colmar
auf den Märkten anboten. In einer mit Hafnereiabfällen gefüllten Grube und deren
Umgebung fand sich vorwiegend Ofenkeramik (Abb. 10). Aus der Fülle hervorragend
erhaltener Stücke möchte ich zwei dieser Reliefkacheln der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhundert vorstellen, die größtenteils lediglich mit einem grundierenden
Tonschiicker überzogen waren und noch nicht glasiert worden sind. Auf einer
26 cm hohen Kachel ist Maria im Strahlenkranz mit dem Jesuskind dargestellt
(Abb. 11). Die vollendete Kachel wurde in einem weiteren Arbeitsschritt mit einer
grünen Glasur überzogen und erneut gebrannt. Eine andere, singuläre Eckkachel
zeigt zwei unbekleidete Musikantinnen mit Laute, bzw. Portativorgel35. Die Originale
haben leider beim Museumsbrand stark gelitten. Simskacheln, die sich ebenso
im Fundspektrum fanden, bildeten den oberen Abschluß eines Kachelofens.
Wenn man sich ein Bild über die Vielfalt der Produktpalette dieser Neuenburger
Hafnerwerkstatt machen möchte, empfiehlt sich ein Besuch im Museum für Stadtgeschichte
, wo man diese Funde betrachten kann.

5. Archäologische Prospektion -
Wie erkundet der Archäologe neue Fundstellen?

Nach diesem Überblick zu zwei archäologischen Fundstellen in der Stadt
möchte ich Wege aufzeigen, wie der Archäologe neue Fundstellen erkundet. Ich
möchte dadurch dem Eindruck vorbeugen, daß Archäologie gleichbedeutend ist
mit manuellem Baustellenaushub. Um den Schritt zur Denkmalpflege zu machen
, ist es unerläßlich, sich im Vorfeld von Maßnahmen ein Bild zu verschaffen
, was einen bei einem Bodeneingriff erwartet, um entsprechend reagieren zu
können.

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