http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0061
man neben Fundamentresten auch auf menschliche Skelette. Die Sitte der Körperbestattung
bestätigt wiederum die mittelalterliche Zeitstellung des Bodendenkmals
, in römischer Zeit wäre eher mit Brandbestattungen zu rechnen.
5.3 Luftbildprospektion
Etwa 1,5 km nördlich der Stadt wurden im Gewann ,Unteres Wolfsgrün' durch
eine Luftaufnahme Gebäudegrundrisse durch positive Bewuchsmerkmale lokalisiert
(Abb. 14)". Wir erkennen zunächst eine annähernd rechtwinklig verlaufende
Mauerstruktur, an der sich an der Innenseite weitere kleinere Mauergevierte
anlehnen. Am Rand ist ein Teil der Anlage durch einen verlandeten Rheinarm
aberodiert. Aufgrund der Lage etwa einen Kilometer nördlich der Stadt an der
Hohenstraße, der alten Verbindungsstraße nach Norden, liegt eine Deutung nahe.
Bei dem Befund handelt es sich vermutlich um die Fundamente des Leprosori-
ums mit der St. Georgskapelle. Auf der Stadtansicht von 1602 ist es entsprechend
dargestellt, ein Mauergeviert, das die Kapelle, den Friedhof und an die Mauer angelehnte
Bauten umschließt (Abb. 15). Eines ist noch interessant an dem Luftbild:
Durch den Rheinarm wurde nahezu die Hälfte des Gebäudekomplexes vollständig
zerstört. Das Leprosorium spiegelt so im kleinen das Schicksal der Stadt Neuenburg
wider.
Nach diesem Überblick zu verschiedenen Grabungen und archäologischen
Prospektionsmethoden sind abschließend noch einige strukturelle Elemente zu
beleuchten. Da bislang meist die Stadtgestalt oder die Stadtbefestigung im Vordergrund
der Betrachtungen standen, soll hier, wie eingangs erwähnt, das Stadtbachsystem
vorgestellt werden.
6. Das mittelalterliche Stadtbach- und Brunnensystem
der Stadt Neuenburg
Wie die meisten mittelalterlichen Städte verfügte auch Neuenburg über ein System
zur Versorgung mit und Entsorgung von Wasser. Aufschlüsse hierzu liefert
wiederum die Archäologie. Schon Schäfer vermerkte in seiner Kartierung der
Fundstellen nach dem Wiederaufbau von 1940 zwei Brunnen sowie einen weiteren
Brunnen mit einer ,Kanalisation'. Einer der Brunnen lag unmittelbar hinter
der Stadtmauer an der Einmündung der ehemaligen Schulgasse in die Ölgasse,
die heutige Salzstraße. Eine Kanalisation führte von ihm in die ehemalige Schulstraße
. Südlich davon lag ein weiterer Brunnen in der Schlüsselgasse hinter dem
Mühlheimer Tor. Ein weiterer Brunnen lag am Westrand der Hauptstraße. Schäfers
Aufzeichnungen lassen viele Fragen offen. Handelte es sich bei den Brunnen um
Tiefbrunnen oder Laufbrunnen? Wie war die ,Kanalisation' ausgebildet? Lassen
sich die Strukturen in ein System ordnen?
Zur teilweisen Klärung dieser Fragen lassen sich neuere archäologische Funde
heranziehen. Beim Bau der Rathauserweiterung wurden im Bereich der ehema-
59
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0061