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Stößen, vor allem in Innerschwaben, aber auch am Oberrhein". Die Adligen und
Magnaten im Südwesten hatten jetzt die Möglichkeit, ihre herrschaftlichen Positionen
mit Hilfe der staufischen Güter zu verbessern und auszubauen, während
die Vertreter der staufischen Partei versuchten, deren Besitzungen zu halten und
zu sichern. Für die Söhne Graf Egenos V., Konrad und Heinrich, ergab sich so die
Chance, an der Seite der antistaufischen Partei die verloren gegangenen Besitztitel
wieder zu gewinnen. Als Anhänger der päpstlichen Koalition wurden die beiden
Grafen im nördlichen Breisgau, in der Ortenau und im Kinzigtal militärisch aktiv12.
Konrad von Freiburg ließ sich im Jahr 1246 von dem Gegenkönig Heinrich Raspe
sein Recht auf die Burgen und Städte Neuenburg, Offenburg und Ortenberg aus
dem zähringischen Erbe eigens für den Fall verbriefen, daß die Welt von den sogenannten
„Feinden der Kirche", Friedrich II. und dessen Anhängern, befreit würde13.
Ein Versprechen, das sich der Graf zwei Jahre später von Papst Innozenz IV. nochmals
bestätigen ließ14.
Als sich die Kämpfe am Oberrhein nach 1248 beruhigten, konnten die Freiburger
die Städte Villingen und Neuenburg dennoch nicht problemlos in Besitz
nehmen. Nicht gegen andere Ansprüche mußte sich der Graf durchsetzen, sondern
vor allem gegen die Weigerung der Bürger, sich seiner Herrschaft unterzuordnen.
Der Freiburger Graf und sein Bruder Heinrich beschwerten sich darüber bei Papst
Innozenz, zu dem sie in den Jahren zuvor ein gutes Verhältnis entwickelt hatten.
Innozenz ordnete daraufhin an, die Einwohner von Neuenburg und Villingen zu
exkommunizieren15. Doch offenbar führte die kirchliche Sanktion nicht zum erhofften
Ziel, denn noch im Jahr 1251 ließ sich Konrad nochmals seinen Anspruch
auf die Stadt Neuenburg und andere Güter aus dem zähringischen Erbe von König
Wilhelm von Holland bestätigen16.
Die nachhaltige Weigerung der Neuenburger, den Grafen von Freiburg als Stadtherrn
anzuerkennen, deutet darauf hin, daß die Stadt im Jahr 1218 nicht gegen den
Widerstand der führenden Bürger an das Reich gezogen wurde. Vielmehr ist zu
vermuten, daß sie und wohl auch die Villinger Bürger sich Friedrich II. aus eigenem
Willen unterstellt hatten. Darin unterscheiden sie sich von den Freiburger
Bürgern, deren Führungsschicht nach dem Tod Bertolds V. von Zähringen Partei
für Graf Egeno V. als Stadtherrn bezogen hatte.
Neuenburg als gräflich-freiburgische Stadt
Graf Konrad ist als erster Freiburger Graf in Neuenburg Mitte des Jahres 1252
nachzuweisen. Dort besiegelte er anläßlich einer Güterverleihung des Klosters
Beinweil an Konrad von Müllheim eine Urkunde17. Ab wann Konrad die Stadtherrschaft
tatsächlich ausüben konnte, ist nicht überliefert, doch spätestens mit seinem
Aufenthalt 1252 hatte er die Stadt in seinen Besitz genommen. Aufschlußreich
sind die Zeugen der damals ausgestellten Urkunde, in der sich erstmals Neuenburger
Bürger in der Umgebung des Freiburger Grafen namhaft machen lassen. Bei
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