http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0075
seiner Huldigung in Neuenburg aufhielt, einer Bürgersfrau Gewalt angetan hätte.
Daraufhin hätten ihm die Neuenburger die Gefolgschaft verweigert33. Rudolf von
Habsburg sei Heinrich von Freiburg mit vielen Männern zu Hilfe gekommen, woraufhin
der Neuenburger Bürger von Weiler - die von Weiler sind uns bereits in den
fünfziger Jahren begegnet - mit vielen anderen zum Basler Bischof gesandt wurde
, um Hilfe zu holen. Dieser sei noch mitten in der Nacht gekommen und habe
die Burg {castrum) in Neuenburg neben dem oberen Tor, die der Graf noch hielt,
zerstört34. Die Darstellung des Mathias von Neuenburg impliziert, daß die Neuenburger
erst durch die Bedrängung seitens des Freiburgers und des Habsburgers
veranlaßt wurden, sich an den Basler Bischof zu wenden. Tatsächlich existiert vom
22. März des Jahres 1272 eine Urkunde, in welcher der Basler Bischof bestätigt,
daß sich die Neuenburger Bürger in seinen Schutz begeben hätten, bis ein allseits
anerkannter König gewählt werde35. Der Streit mit Graf Heinrich findet keine Erwähnung
.
Die Annales Basileenses ergänzen, daß der Habsburger erst nach Mitte Juli 1272
gegen die Stadt Neuenburg zog, aber wenig auszurichten vermochte36. Das würde
bedeuten, daß die Angriffe der Verbündeten erst nach der vorläufigen Übernahme
der Stadtherrschaft durch den Basler Bischof und der Zerstörung der gräflichen
Burg stattfanden. So undeutlich sich uns der genaue Hergang des Streits zwischen
den Neuenburger Bürgern und ihrem Stadtherrn auch präsentiert, aus den Quellen
wird soviel deutlich: Die Neuenburger Bürger hatten in einer ,Nacht- und Nebelaktion
' den Basler Bischof in die Stadt gerufen, woraufhin dieser den Freiburger
Grafen - für diesen schmachvoll - aus der Burg zu Neuenburg vertrieb und dieselbe
zerstörte. Rudolf war bereit, sich mit dem Grafen zu verbünden und belagerte die
nun ,baslerische' Stadt offenbar auf dem Weg nach Freiburg, wo der Habsburger
am 23. Juli erschien. In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, daß wir nicht über
grafenfreundliche Strömungen in Neuenburg unterrichtet sind. Offenbar konnte sich
die eine antifreiburgische Gruppierung innerhalb der Stadt durchsetzen.
Durch diese Aktion wurde Neuenburg in Auseinandersetzungen zwischen dem
Basler Bischof und Rudolf von Habsburg hineingezogen. Seit 1268 tobte am
Oberrhein ein Krieg zwischen Bischof Heinrich von Neuenburg (Neuchätel) und
Rudolf, der im Laufe der Jahre weite Kreise zog37. Heinrich von Neuenburg arbeitete
am Ausbau seines Bistums zu einem Territorialfürstentum. Er hatte sich
die wichtigen Städte Rheinfelden und Breisach gesichert, die von dem Staufer
Konrad IV. vormals dem Habsburger versprochen waren. Rudolf weitete seit Jahren
ebenfalls äußerst zielstrebig seine Herrschaft aus. So mußte es zwangsläufig zu
einem Konflikt zwischen Bischof und Habsburger kommen.
In Rudolf von Habsburg hatte Heinrich von Freiburg, wie es schien, den idealen
Verbündeten. Rudolf hatte bereits eine große Anzahl von Kriegern zusammengezogen
und ein natürliches Interesse, dem Basler Bischof nach Breisach nicht
noch einen weiteren Rheinübergang zu überlassen. Die Zeugenschaft und das Siegel
an der Teilungsurkunde der beiden Grafen von Freiburg bedeutete zugleich die
Anerkennung des Rechtsanspruchs Heinrichs auf die Stadt Neuenburg.
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