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Abb. 5: Foto der Burgruine Badenweiler (Das Markgräflerland 1994/2, S. 70)
Es stellt sich die Frage, weshalb Rudolf die Stadt nicht mehr an seinen Verbündeten
zurückgab. Der Habsburger verfolgte als König die sogenannte Revindika-
tionspolitik. Das bedeutet, daß er versuchte, alle Güter, die seit der Absetzung
Friedrichs II. aus staufischem oder Reichsbesitz in andere Hände gelangt waren,
an das Reich zu bringen. Er hatte deswegen zahlreiche Fehden auszufechten, darunter
am Oberrhein ganz besonders gegen den Bruder Heinrichs, Graf Egen von
Freiburg49. Neuenburg befand sich bis 1245 im Besitz Friedrichs II. Die Ansprüche
Heinrichs aufgrund des Erbrechts ließ Rudolf nicht gelten. Es dürfte zudem
hilfreich für den König gewesen sein, daß Heinrich auf keine grafentreue Schicht
in Neuenburg zurückgreifen konnte und die Neuenburger Bürger ihn auf keinen
Fall als Stadtherrn anerkennen wollten. So hatte der Graf keine Chance mehr, die
Stadt in seinen Besitz zu bringen. 1281 gab Heinrich seine Pläne hinsichtlich der
Herrschaftsgestaltung im südlichen Breisgau völlig auf, denn im selben Jahr verzichtete
er auch auf die Burg Tunsei, die sein Vater 1256 an das Kloster St. Trudpert
verkauft hatte50. Vor ähnliche Probleme wie der Freiburger Graf war auch
sein Onkel Heinrich von Fürstenberg gestellt, der nach 1250 die Stadt Villingen
in seinen Besitz nehmen konnte. Auch diese Stadt zog Rudolf ans Reich, gab sie
dem Fürstenberger allerdings zu Lehen51.
Mit dem Verlust der Stadt Neuenburg war ein großes Loch in die Besitzungen
der Freiburger Grafen im südlichen Breisgau gerissen: Neuenburg war für sie dort
die bedeutendste Stadt, besonders exponiert durch ihre Lage am Rhein. Städte waren
im 13. Jahrhundert ein wichtiger Bestandteil einer Adelsherrschaft geworden.
Somit bedeutete der Verlust Neuenbürgs eine Prestigeminderung, allerdings noch
einschneidender waren die wirtschaftlichen Einbußen, denn eine Stadt bedeutete
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