http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0087
„Geschichte der Stadt Freiburg" nach den tatsächlichen Hintergründen geforscht
und festgestellt, daß von einer völligen Zerstörung der Stadt Münster durch die
Freiburger durchaus nicht die Rede sein kann12. Heute wissen wir durch die archäologischen
Ausgrabungen auch, daß innerhalb der Stadt Münster tatsächlich eine
gewaltsame Zerstörung in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stattfand, die eine
erst archäologisch entdeckte Wasserburg am Rande der südlichen Stadtmauer von
Münster betraf13! Bei dieser Burg handelte es sich wohl um die Vogtburg der Herren
von Staufen.
Kehren wir daher wieder zu Johann von Staufen und seinen finanziellen Problemen
zurück, von denen er sich immer wieder durch Güterverkäufe zu befreien
versuchte. Bereits der Verkauf des Münstertals an Herzog Otto von Österreich im
Jahre 1330 war nicht Rechtens gewesen. Da Johann aber spätestens seit diesem
Verkauf nicht mehr im Silbergeschäft aktiv war und aus den Minen des Münstertals
keine Einnahmen mehr hatte - seinen Anteil hatte er zur Tilgung der Schulden
abgeben müssen -, tritt er im Jahre 1346 wieder auf und verkauft ,seine' Burg
Scharfenstein und die Stadt Münster.
Käufer war Herzog Albrecht II. von Österreich, der seit dem Tod Herzog Ottos
im Jahre 1339 die alleinige Herrschaft innehatte. Albrecht kaufte Johann von Staufen
das oppidum Münster Brisgaugie sancti Trutperti und das Castrum Scharpfen-
stein ab, also die Stadt Münster und die Burg Scharfenstein. Beides hatte Johann
vom Herzog zu Lehen gehabt, heißt es in der Chronik des Mathias von Neuenburg.
Würde dieser Passus zutreffen, dann wäre im Jahre 1330 die Herrschaft zunächst
an Herzog Otto übergegangen, dann von diesem an Franz von Hattstatt weiterverliehen
worden und zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt als Lehen wieder in
die Hände Johanns von Staufen gelangt. Nun aber fiel das Lehen vollständig an
Albrecht zurück, der dem Staufener und dessen Frau Elisabeth als Gegenleistung
die Burg Wehr zusprach. Johann war also gezwungen, das Münstertal zu verlassen.
All dies muß vor dem Monat September geschehen sein14.
Vermutlich reagierten die Freiburger erst nach der Bekanntmachung des Verkaufs
. Zunächst zerstörten sie die Burg Scharfenstein und anschließend das
oppidum cum domibus Münster, also die Stadt mit den Häusern. Als Grund für
diesen Angriff wird angegeben, daß ihnen beides verpfändet gewesen und nicht
zum festgesetzten Termin ausgelöst worden sei. Diesem festgesetzten Termin muß
eine bestimmte Frist zur Auslösung der Pfandsumme vorausgegangen sein, die
aber von Albrecht nicht eingehalten worden war. Wie lange dieser Zeitraum allerdings
anzusetzen ist, muß offen bleiben. Die Freiburger jedenfalls hatten reagiert.
Bader vermutete: „Das rief in Freiburg eine gewaltige Aufregung hervor. Dieselbe
erreichte endlich, da man durch das Benehmen der österreichischen Amtleute noch
besonders gereizt sein mochte, einen solchen Grad, daß die Bürger bewaffnet aufbrachen
und nicht allein den Scharfenstein, sondern auch Münster überfielen und
theilweise verwüsteten"15.
In diesem Sinne wäre der Inhalt der Chronikstelle zu interpretieren, deren historischer
Gehalt sich zunächst durch ein Urteil vom 18. Februar 1348 erschließen
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